Bahnstrecke Jülich–Dalheim

Eisenbahnstrecke in Deutschland
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Bei der Bahnstrecke Jülich–Dalheim (KBS 457) handelte es sich um eine größtenteils eingleisige, im Abschnitt Baal-Güterbahnhof–Ratheim elekrifizierte Vollbahn. Die 1911 eröffnete Strecke war früher eine wichtige Nord-Süd-Verbindung, die den Textilstandort Düren mit dem Textilstandort Mönchengladbach/Krefeld verband. Heute gibt es nur noch den Torso Baal-Güterbahnhof–Ratheim, auf dem Güterverkehr für die Hückelhovener Brikettfabrik stattfindet, und den Torso LinnichJülich, auf dem die Rurtalbahn verkehrt.

Jülich–Dalheim
(Strecke 2540)
Strecke der Bahnstrecke Jülich–Dalheim
Streckennummer:2540 / 2541
Kursbuchstrecke (DB):457
Streckenlänge:34,3 km
nach Düren
nach Puffendorf und Aachen
0,0 Jülich
nach Hochneukirch
1,2 Jülich Nord
3,8 Jülich-Broich
6,2 Linnich-Tetz
10,1 Linnich SIG Combibloc
Anschluss an RTBs n. Düren
10,4 Linnich Bbf
11,1
12,1 Körrenzig
13,5 Rurich
Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn
Baal-Tief [1] Turmbahnhof
17,2 Baal West von Baal Gbf
18,3 Doveren
20,0 Hückelhoven[2]
Zeche Sophia-Jacoba
22,2 von der Zeche Sophia-Jacoba/H´hoven
23,5 Ratheim Ende der Oberleitung
Sophia-Jacoba/Ratheim (Gewerbegebiet)
28,0 Wassenberg[3]
29,5 Birgelen[4]
31,2 Rosenthal[5]
34,4 Eiserner Rhein von Roermond
{{BSkm|34,4|20,1}} Dalheim[6]
Anschluss an RBs
Richtung Mönchengladbach Hbf
Werksbahn Spohia-Jacoba
Strecke der Bahnstrecke Jülich–Dalheim
Brikettfabrik
Lokschuppen
Abzweig nach Baal Gbf
Ratheim RBf
ehem. Ratheim PBf
Sophia-Jacoba/Ratheim

Geographie

Vom Bahnhof Jülich aus verläuft die Strecke zunächst auf einem Damm. Nach ein paar Kilometern wird schon der erste Haltepunkt erreicht: Jülich Nord. Hinter dem Haltepunkt verläuft die Strecke über leicht hügeliges Land bis zum Bahnhof Linnich. Bei Bedarf kann noch an den beiden neu errichteten Haltepunkten in Broich und Tetz/Boslar ein- bzw. ausgestiegen werden. Der Streckenteil zwischen Linnich Bahnhof und Baal (Tief) Bahnhof wurde in den 1970er Jahren von der Bundesbahn stillgelegt und abgebaut. Der Streckenverlauf ist größtenteils noch gut sichtbar, da nach der Stilllegung zur Trassensicherung (für einen möglichen Wiederaufbau) zwischen Rurich und Baal ein Radweg angelegt wurde. Im Baaler Tiefbahnhof befinden sich heute (Stand 2006} eine Bushaltestelle sowie ein P+R-Parkplatz. Dahinter fängt die Strecke in Form einer Verbindungskurve zur Hauptstrecke Mönchengladbach–Aachen wieder an.

Nun geht es ab der Anschlussstelle Baal West mit Oberleitung weiter durch die Ortschaften Doveren und Hückelhoven (durch landwirtschaftlich geprägtes Flachland), bis schließlich der 8-gleisige Rangierbahnhof der ehemaligen Zeche Sophia-Jacoba erreicht wird, der von der in Hückelhoven ansässigen Brikettfabrik genutzt wird. Dahinter ist die Strecke nicht mehr elekrifiziert. Gleise liegen nur noch bis zum Ratheimer Gewerbegebiet, wo in Zukunft neue Bahnkunden gewonnen werden könnten. Im Abschnitt Ratheim–Wassenberg–Birgelen–Rosental–Dalheim sind zwar alle Gleise und ein Großteil der Brücken demontiert, doch ist der Bahndamm zumeist noch als solcher zu erkennen. Allerdings verhindern hier einige auf der Trasse errichtete Wohnhäuser und der durch den Straßenbetrieb Landesbau NRW zugeschüttete Einschnitt eine mögliche Neuerrichtung der Strecke. Das restliche Stück der Trasse verläuft durch waldreiches Gebiet, bis der Bahnhof Dalheim-Grenze erreicht wird. Von dort aus verkehrt stündlich (am Wochenende zweistündlich) die Schwalm-Nette-Bahn nach Mönchengladbach Hauptbahnhof.

Bahnhöfe

Bahnhöfe an der Bahnstrecke Jülich-Dalheim:

  • Die Empfangsgebäude der Bahnhöfe in Jülich, Tetz, Linnich und Baal sind noch erhalten, werden allerdings zu Privatzwecken genutzt.
  • Der Haltepunkt in Doveren befindet sich zwar in einem schlechten Zustand, kann allerdings noch (z.B. bei Sonderfahrten) benutzt werden.
  • Im Bahnhof Hückelhoven befindet sich heute (Stand 2006) ein chin. Restaurant.
  • Der Bahnhof und das Stellwerk Ratheim sind nach der Stilllegung der Zeche nur noch bei Bedarf (Güterzüge der SJ-Brikettfabrik) besetzt.
  • Der Bahnhof Wassenberg wurde nach der Einstellung des Personenverkehrs ebenfalls zu Privatzwecken umgenutzt.
  • Der Bahnhof Dalheim wurde zur einfachen RegionalBahn-Haltestelle degradiert. Neben dem Stellwerk, welches für den Streckenblock zwischen Dalheim-Grenze und Wegberg zuständig ist, sind dort auch noch ehemalige Grenzwohnungen erhalten.

Geschichte/Betrieb der Strecke

Ideen und Anfänge

Im Jahre 1896 hatte der Linnicher Bergwerksbesitzer Gustav Bausch eine Konzession für den Bau einer Bahnlinie von Jülich über Linnich nach Baal beantragt.

Am 26. Februar 1896 berichtete die Erkelenzer Zeitung über ein Projekt einer Berliner Gesellschaft, die eine Bahnlinie von Baal bzw. Lövenich über Hückelhoven und Dalheim nach Brüggen bauen wolle.

Die Eisenbahndirektion Köln favorisierte in einer Denkschrift vom 21. Juni 1896 eindeutig eine Linienführung rechts der Rur.

Planung und Bau

 
Eröffnungsfeier der Bahnstrecke in Baal
 
Bahnhof Baal um 1914

Im Dezember 1897 wandten sich Doveren (zu dem damals noch Hückelhoven gehörte), Ratheim und Hilfarth an den Minister für öffentliche Arbeiten, um den Bau einer Bahnlinie zu erreichen. Am 19. Dezember 1898 unterrichtete der Bezirksausschuss die beteiligten Landräte über den Auftrag des Ministers an die Eisenbahndirektion, mit den Vorarbeiten für die Strecke Jülich–Baal–Dalheim zu beginnen.

Der Kreis Jülich erklärte sich in der Folgezeit bereit, Grund und Boden für das Teilstück Jülich–Baal kostenlos bereitzustellen; der Kreis Erkelenz war dazu allerdings nur bereit, wenn die Strecke bis Dalheim ausgeführt werde.

Während die Gemeinde Körrenzig Mitte 1899 bereits die Einplanung eines Bahnhof beantragte, lehnte die Gemeinde Baal jegliche Zuschüsse zum Bahnbau ab. In Rurich war man der Meinung, dass man keinen Beschluss fassen könne, solange keine genaue Streckenfestlegung erfolgt sei. Desweiteren befürchtete man Nachteile in der Bewässerung der Wiesen und im Weidegang des Viehs, da die Strecke dort auf einem Damm verlaufen sollte.

In den folgenden Jahren gab es eine Vielzahl von Einsprüchen und Petitionen, die hauptsächlich auf eine andere Streckenführung abzielten. Am 3. Juli 1904 wurde der endgültige Gesamtentwurf dem Minister in Berlin vorgelegt. Die Gesamtkosten der neuen Bahnlinie wurden mit 4.647.000 Mark veranschlagt.

Eröffnung

Nach der landespolizeilischen Abnahme am 12. und 13. Dezember 1911 fand am 15. Dezember 1911 die offizielle Eröffnung der Bahnstrecke Jülich–Baal–Dalheim mit einem Sonderzug statt, der aus zwei Lokomotiven und sieben D-Zug-Wagen bestand.

Neben den beiden Endbahnhöfen hatte der neue Turmbahnhof Baal die größte Bedeutung. Dort wurde die Verbindung für Personen, Gepäck und Expressgut zur Strecke Aachen–Düsseldorf hergestellt. Über eine Verbindungsstrecke bei Baal Gbf / Baal West wurde die neue Strecke auch für den Bahnverkehr zur Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn angeschlossen.

Ratheim, Linnich und Wassenberg erhielten größere Bahnhöfe; Broich, Tetz, Körrenzig, Hückelhoven, und Rosenthal erhielten kleinere Bahnhöfe (Klasse IV) und Doveren wurde Haltepunkt. Die Haltepunkte Birgelen, Sophia-Jacoba und Rurich kamen erst später hinzu; Rurich erhielt diesen im Mai 1912.

Durch den Kohleabbau der Gewerkschaft Sophia-Jacoba entstand eine Werksbahn zum Hückelhovener und zum Ratheimer Zechengelände.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Brücken der Bahnstrecke zumeist durch Sprengungen der deutschen Wehrmacht zerstört. So wurde im Dezember 1944 auch der Kreuzungsbahnhof in Baal gesprengt (das Empfangsgebäude blieb allerdings bis heute erhalten). Amerikanische Pioniere schütteten das Kreuzungsbauwerk zu, um die Wiederherstellung der Hauptbahn Aachen–Düsseldorf zu beschleunigen.

Auf Grund der damals wichtigen Kohletransporte wurde der Abschnitt Ratheim Rbf–Baal Gbf als erstes wiederhergerichtet. Es folgte am 11. Februar 1950 der Abschnitt Ratheim–Dalheim. Am 1. April 1950 war die Strecke zwischen Jülich und Baal wieder befahrbar. Bis zur durchgehenden Befahrbarkeit der gesamten Strecke zwischen Jülich und Dalheim sollte es aber noch ein Jahr dauern, da die Wiederherstellung des Turmbahnhofes diese Zeit in Anspruch nahm.

Nachkriegszeit und Niedergang der Strecke

 
Zug in Ratheim
 
Letzter planmäßiger Personenzug im Bahnhof Ratheim, im Hintergrund: Zechentürme – 1980


Durch die Bahnverbindung wuchsen nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere Ratheim und Hückelhoven zu Industriestandorten (Bergwerk Sophia-Jacoba). Der Betrieb war so auch immer schon geprägt von sehr langen und schweren Kohlezügen, welche später auch der Grund für die Elektrifizierung im Anschnitt Ratheim–Baal Güterbahnhof werden sollten.

Aufgrund des anwachsenden Individualverkehrs wurde am 29. September 1968 der Personenverkehr von Baal nach Jülich eingestellt; gleiches geschah am 28. Mai 1972 mit dem Güterverkehr. 1974 begann die Demontage der Gleise zwischen Baal und Linnich.

Die damalige Bundesbahn hatte nur noch wenig Interesse an Nebenstrecken wie dieser. So wurde systematisch versucht, den Betrieb auf der Strecke unattraktiv zu gestalten, um aus dem daraus resultierendem Fahrgastrückgang einen Grund für die Stilllegung zu finden.[7] Insbesonders in Wassenberg wurde seitens des damaligen Bürgermeisters Kritik am Verhalten der Deutschen Bundesbahn geäußert. In Ratheim und Hückelhoven zählte der Bundestagsabgeordnete Dr. von Spieß zu den prominentesten Stilllegungsgegnern. Auf der Nordstrecke von Baal nach Dalheim wurde der Fahrplan bis auf wenige Züge am Tag ausgedünnt, der bei der Bevölkerung beliebte „Rundverkehr“ (über Mönchengladbach–Erkelenz–Baal-Stadion–Ratheim–Dalheim–Wegberg–Mönchengladbach) wurde abgeschafft[8] und parallel verkehrende Busse taten ihr übriges – am 27. September 1980 befuhr der vorerst letzte fahrplanmäßige Personenzug, ein Akkumulatortriebwagen, die Strecke. Die offizielle Betriebseinstellung des Abschnitts Dalheim–Ratheim erfolgte am 31. Dezember 1983.

Trotz der Stilllegung des Bergwerks Sophia-Jacoba am 27. März 1997 verkehren weiterhin Kohlezüge der DB AG zwischen Baal Gbf und Ratheim Rbf (Montag und Mittwoch), da die SJ-Brikett- und Extracitfabrik GmbH auf dem alten Zechengelände in Hückelhoven weiterhin Formkohlen aus Anthrazit produziert.

Obwohl der reguläre Personenverkehr bereits in den 1980er Jahren eingestellt wurde, gab es einige Sonderzugfahrten:

  • Der „Klingende Rurtaler“ verband in den 1980er und 1990er Jahren Hückelhoven und Ratheim mit touristischen Ausflugszielen, wie Heimbach oder Königswinter.
  • Die Realschule Ratheim startete 1986 einen Sonderzug mit etwa 750 Schülern nach Heimbach.
  • Der „Gläserne Zug“ brachte in den 1980er Jahren süddeutsche Eisenbahnfreunde nach Ratheim zur Besichtigung der dortigen Zeche.
siehe DRG Baureihe ET 91 für Bilder dieser Fahrt

Betrieb 2006 / Zukunft

 
Endhaltepunkt Linnich-SIG-Combibloc der Rurtalbahn
 
Fuß- und Radweg auf der alten Bahntrasse von Baal nach Rurich

Südstrecke

Die DKB / Rurtalbahn entschloss sich 2002 den Abschnitt zwischen Linnich und Jülich zu reaktivieren, damit kann man die Stadt Linnich seit 34 Jahren nun erstmals wieder mit dem Zug (von Düren aus) erreichen.

Nördlich von Linnich soll die Strecke außerdem bis zur DB-Strecke Aachen–Mönchengladbach verlängert werden. Dabei ist noch strittig, ob die Verlängerung nach Hückelhoven-Baal, was de facto ein Wiederaufbau von ca. 6 km wäre, oder nach dem benachbarten Hückelhoven-Brachelen geschehen soll, was jedoch den Neubau einer Brücke über die Rur einschließen würde.

Wegen der weitgehend gestrichenen Infrastrukturmittel des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen ruht dieser Plan momentan allerdings.

Nordstrecke

Um Platz für eine neue Umgehungsstraße zu schaffen, plant man den Abriss des Ratheimer Rangierbahnhofes. Gerüchten zu Folge soll die Strecke dabei in einen Tunnel eingeführt werden, der von der jetzigen Autobahnbrücke in Ratheim bis zum ehemaligen Personenbahnhof Ratheim führt. Die Bauarbeiten dazu sollen 2008 (Aufgabe des Restbetriebs von SJ) beginnen.

Siehe auch

Literatur

  • Josef Lennartz: Schienenwege im Rheinischen Grenzland. (Museumsschriften des Kreises Heinsberg, Band 6) 1985.
Commons: Bahnhöfe an der Bahnstrecke Jülich–Dalheim – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Bahnstrecke Jülich–Dalheim – Sonderfahrt 2006 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Werksbahn Sophia–Jacoba-Hüchkelhoven – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/Baal1.jpg
  2. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/Hueckelhoven.jpg
  3. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/Wassenberg1.jpg
  4. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/bild_birgelen.htm
  5. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/Rosenthal.jpg
  6. http://www.puyn-dalheim.de/mediac/400_0/media/Bahnhof.jpg
  7. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/fahrplan1980.htm
  8. http://www.eisenbahn-in-dalheim.de/fahrplan1979.jpg