Bundesstaat der Vereinigten Staaten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von US-Bundesstaaten)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karte der Vereinigten Staaten mit Namen der 50 US-Staaten sowie dem District of Columbia (Alaska ist anders skaliert)

Ein Bundesstaat in den Vereinigten Staaten von Amerika, auch kurz US-Bundesstaat (englisch U.S. state), ist ein Gliedstaat. Die Vereinigten Staaten sind ein Bundesstaat mit derzeit 50 teilsouveränen Einzelstaaten. Die ersten Bundesstaaten entstanden 1776 aus den 13 Kolonien mit der Ratifizierung der Verfassung. Weitere kamen durch Erweiterungen in Richtung Westen, den Louisiana Purchase, den Beitritt der Republik Texas und die Umwandlung Hawaiis und Alaskas in Bundesstaaten dazu. Zusammen mit dem Bundesdistrikt und den Außengebieten bilden die Bundesstaaten das Staatsgebiet der Vereinigten Staaten.

Vier Staaten – Kentucky, Massachusetts, Pennsylvania und Virginia – tragen die formelle Bezeichnung Commonwealth, ohne dass daraus weitere Rechte oder Pflichten entstünden – im Gegensatz zu den Commonwealth-Territorien Puerto Rico und Nördliche Marianen.

Geschichte

Karte der US-Bundesstaaten nach Datum des Beitritts zur Bundesverfassung
Abk. seit Staat Hauptstadt
AL 1819 USA-Alabama Alabama Montgomery
AK 1959 USA-Alaska Alaska Juneau
AZ 1912 USA-Arizona Arizona Phoenix
AR 1836 USA-Arkansas Arkansas Little Rock
CA 1850 USA-Kalifornien Kalifornien Sacramento
CO 1876 USA-Colorado Colorado Denver
CT 1788 USA-Connecticut Connecticut Hartford
DE 1787 USA-Delaware Delaware Dover
FL 1845 USA-Florida Florida Tallahassee
GA 1788 USA-Georgia Georgia Atlanta
HI 1959 USA-Hawaii Hawaii Honolulu
ID 1890 USA-Idaho Idaho Boise
IL 1818 USA-Illinois Illinois Springfield
IN 1816 USA-Indiana Indiana Indianapolis
IA 1846 USA-Iowa Iowa Des Moines
KS 1861 USA-Kansas Kansas Topeka
KY 1792 USA-Kentucky Kentucky Frankfort
LA 1812 USA-Louisiana Louisiana Baton Rouge
ME 1820 USA-Maine Maine Augusta
MD 1788 USA-Maryland Maryland Annapolis
MA 1788 USA-Massachusetts Massachusetts Boston
MI 1837 USA-Michigan Michigan Lansing
MN 1858 USA-Minnesota Minnesota Saint Paul
MS 1817 USA-Mississippi Mississippi Jackson
MO 1821 USA-Missouri Missouri Jefferson City
MT 1889 USA-Montana Montana Helena
NE 1867 USA-Nebraska Nebraska Lincoln
NV 1864 USA-Nevada Nevada Carson City
NH 1788 USA-New Hampshire New Hampshire Concord
NJ 1787 USA-New Jersey New Jersey Trenton
NM 1912 USA-New Mexico New Mexico Santa Fe
NY 1788 USA-New York New York Albany
NC 1789 USA-North Carolina North Carolina Raleigh
ND 1889 USA-North Dakota North Dakota Bismarck
OH 1803 USA-Ohio Ohio Columbus
OK 1907 USA-Oklahoma Oklahoma Oklahoma City
OR 1859 USA-Oregon Oregon Salem
PA 1787 USA-Pennsylvania Pennsylvania Harrisburg
RI 1790 USA-Rhode Island Rhode Island Providence
SC 1788 USA-South Carolina South Carolina Columbia
SD 1889 USA-South Dakota South Dakota Pierre
TN 1796 USA-Tennessee Tennessee Nashville
TX 1845 USA-Texas Texas Austin
UT 1896 USA-Utah Utah Salt Lake City
VT 1791 USA-Vermont Vermont Montpelier
VA 1788 USA-Virginia Virginia Richmond
WA 1889 USA-Washington Washington Olympia
WV 1863 USA-West Virginia West Virginia Charleston
WI 1848 USA-Wisconsin Wisconsin Madison
WY 1890 USA-Wyoming Wyoming Cheyenne

Durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung (Declaration of Independence) vom 4. Juli 1776 vom Königreich Großbritannien entstanden dreizehn unabhängige Staaten (in Klammern die jeweiligen Unterzeichner der Deklaration):

Die 13 Staaten bildeten zunächst nur einen lockeren Staatenbund, zusammengehalten durch die Konföderationsartikel. Ein gemeinsamer Bundesstaat entstand erst mit Inkrafttreten der Verfassung der Vereinigten Staaten am 4. März 1789. Mit den Jahren 1787 bis 1789 sind 12 der Gründungsstaaten in der Tabelle verzeichnet. Rhode Island ratifizierte die Verfassung erst 1790. Mit der Annahme der Verfassung traten die 13 Staaten die vorher unter ihnen aufgeteilten Landgewinne zwischen Appalachen und Mississippi an die Union ab, so dass dort nach und nach neue Staaten gebildet werden konnten.

Schon 1791 wurde aus einem vorher zwischen New York, New Hampshire und Massachusetts strittigen Gebiet der 14. Staat, nämlich Vermont, gebildet. 1792 entstand mit Kentucky der erste Staat westlich der Appalachen, also jenseits der in Kolonialzeiten gültigen Siedlungsgrenze für Weiße. Von 1796 bis 1819 wurden in den 1783 eroberten Gebieten die Staaten Tennessee, Ohio, Indiana, Mississippi, Illinois und Alabama gebildet. Louisiana entstand schon 1812 rund um die 1803 von Frankreich gekaufte Stadt New Orleans.

Damit und mit der Gründung von Missouri im Jahr 1821, dem ersten komplett westlich des Mississippi liegenden Staat, verschob sich das Gewicht zugunsten der sklavenhaltenden Bundesstaaten. Deshalb wurde 1820 aus der nordöstlichen Landreserve von Massachusetts der neue freie Staat Maine gebildet. Arkansas und Michigan als sklavenhaltender beziehungsweise freier Staat wurden kurz nacheinander aufgenommen. 1845 wurde das 1819 von Spanien gekaufte Florida Bundesstaat, ebenso Texas, das sich 1836 von Mexiko gelöst hatte (außer den 13 Gründungsstaaten der einzige, der nicht aus einem Territorium gebildet wurde, das vorher bereits den Vereinigten Staaten gehörte). Als Ausgleich für diese beiden Sklavenstaaten wurden 1846/48 Iowa und Wisconsin aufgenommen.

Nach den Goldfunden 1848 im neu erworbenen Kalifornien wuchs die Bevölkerung so schnell, dass es schon 1850 als erster Staat am Pazifik in die Union aufgenommen wurde. Mit Minnesota und Oregon wurden zwei weitere freie Staaten aufgenommen, Kansas wurde 1861 nach blutigen Kämpfen nur knapp als sklavenfreier Staat Mitglied, einer der Auslöser für den Bürgerkrieg.

1861 traten elf Südstaaten aus der Union aus, was von Präsident Abraham Lincoln als nicht zulässig betrachtet wurde und zum Bürgerkrieg führte. Die Frage, ob individuelle Staaten ein Recht zur Sezession von der Union der Vereinigten Staaten hätten, wurde bis zum Ausbruch des Sezessionskrieges diskutiert. Der Gewinn des Krieges durch die unionstreuen Nordstaaten führte zur Überzeugung, dass sie dieses Recht nicht besitzen. 1863 wurde aus dem in den Appalachen gelegenen Teil des abtrünnigen Virginia ein neuer Staat gebildet, West Virginia. Im Westen wurde 1864 Nevada aufgenommen.

Von 1867 bis 1890 wurde fast der ganze Westen in Staaten organisiert. Nebraska wurde 1867 Bundesstaat, Colorado 1876, genau 100 Jahre nach Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung und trägt daher den Spitznamen Centennial State. 1889 und 1890 wurden die 6 Bundesstaaten Montana, North Dakota, South Dakota, Washington, Idaho und Wyoming gebildet. Utah folgte 1896 als letzter Bundesstaat vor der Jahrhundertwende. Das Indianerterritorium wurde 1907 als Oklahoma ebenfalls Staat, als letzte der 48 territorial zusammenhängenden Staaten wurden 1912 Arizona und New Mexico in die Union aufgenommen.

Im Januar 1959 wurden das 1867 von Russland gekaufte Alaska sowie im August 1959 das 1898 annektierte Hawaii (erster Staat außerhalb des Kontinents Amerika) als bisher letzte Staaten Mitglieder der Union (siehe 51. Bundesstaat sowie Continental United States).

Nicht als Staat organisiert ist der Hauptstadtdistrikt mit der Bundeshauptstadt Washington, D.C. Deren Einwohner nehmen nicht an den Wahlen zum Kongress teil, wählen aber den Präsidenten mit.

Die Nördlichen Marianen und Puerto Rico sind wie oben erwähnt Commonwealth-Territorien. Ihre Einwohner zählen als amerikanische Bürger, sind aber zu den Bundesorganen nicht wahlberechtigt, solange sie nicht in einem der US-Staaten ihren Wohnsitz nehmen. Nachdem sich die Bevölkerung Puerto Ricos in drei Volksabstimmungen (1967, 1993 und 1998) gegen die Aufnahme in die Union als Staat ausgesprochen hatte, befürwortete sie am 6. November 2012 in einem weiteren Referendum mehrheitlich, dass Puerto Rico 51. Staat der Vereinigten Staaten werden soll.[1]

Im Oktober 2013 gab es in ländlichen Countys von Colorado, etwa Cheyenne, gewisse Tendenzen zur Abspaltung als New Colorado oder North Colorado.[2][3]

Beziehung zum Gesamtstaat

Es gibt eine klare Trennung der Machtbefugnisse zwischen den Gliedstaaten und dem Bund: Entsprechend der Verfassung besitzt der Bund nur jene gesetzgeberischen Kompetenzen, die ihm durch die Verfassung eindeutig übertragen wurden, der Rest fällt in die Zuständigkeit der einzelnen Staaten. Jeder Staat hat ein eigenes unabhängiges politisches System mit einer eigenen Verfassung, einem direkt gewählten Gouverneur, einer Legislative, einer staatlichen Verwaltung und einer eigenen Judikative. Parlamente von Staaten mit vergleichsweise wenigen Einwohnern sind als Feierabendparlamente konzipiert, wobei die Tagungen auf wenige Wochen im Jahr konzentriert werden. Bevölkerungsreiche Staaten wie Kalifornien oder New York haben Vollzeitparlamente, die in ihrer Arbeitsweise dem Kongress auf Bundesebene ähneln.[4]

Die US-Staaten unterhalten ebenso ihre jeweils eigene Polizei und eigene Streitkräfte in Form von Milizen sowie National- und Staatsgarden, deren Oberbefehl beim Gouverneur liegt.

Adressierkürzel der amerikanischen Post

Listen und Übersichten zu den Bundesstaaten

Literatur

  • Jörg Annaheim: Die Gliedstaaten im amerikanischen Bundesstaat. Institutionen und Prozesse gliedstaatlicher Interessenwahrung in den Vereinigten Staaten von Amerika. Duncker und Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07441-6.
  • Daniel Elazar: American Federalism. A View from the States. 3. Auflage. Harper & Row, New York 1984, ISBN 0-06-041884-2.
  • Christoph M. Haas: Die Regierungssysteme der Einzelstaaten. In: Wolfgang Jäger, Christoph M. Haas, Wolfgang Welz (Hrsg.): Regierungssystem der USA. Lehr- und Handbuch. 3. Auflage. München 2007, ISBN 978-3-486-58438-7, S. 459–496.
  • Wolfgang Welz: Die bundesstaatliche Struktur. In: Wolfgang Jäger, Christoph M. Haas, Wolfgang Welz (Hrsg.): Regierungssystem der USA. Lehr- und Handbuch. 3. Auflage. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58438-7, S. 69–98.
Commons: Karten der Bundesstaaten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Referendum in der Karibik: Puerto Rico will 51. Bundesstaat der USA werden. Stern, 7. November 2012.
  2. Farmer in Colorado wollen Abspaltung – „Es wird eine Revolution geben“. ORF.at, 12. Oktober 2013.
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.51ststate.org Website – The 51st State Initiative, abgerufen am 13. Oktober 2013.
  4. Birgitt Oldopp: Das politische System der USA. 2005, S. 33 f.