„Gedicht“ – Versionsunterschied

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*''Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.''<br>([[Theodor W. Adorno]], Theorie der Halbbildung)
*''Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.''<br>([[Theodor W. Adorno]], Theorie der Halbbildung)
*''die rache / der sprache / ist das gedicht''<br>([[Ernst Jandl]])
*''die rache / der sprache / ist das gedicht''<br>([[Ernst Jandl]])
*''Poesie ist zu umschreiben was man sieht um erkennen zu lassen, was nicht sichtbar ist.''<br>(Sebastian Janson)
*''Poesie ist zu umschreiben was man sieht um erkennen zu lassen, was nicht sichtbar ist.''<br>(Sebastian Janson)


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 6. Februar 2005, 02:15 Uhr

Ein Gedicht ist ein lyrisches sprachliches Kunstwerk, das meist in Strophen- und Versform vorliegt. Oft wird der Begriff fälschlicherweise als Gattungsbegriff synonym zu Poesie verwendet.

Geschichte des Begriffs

Gedicht war ursprünglich eine Bezeichnung für alles schriftlich Abgefasste. Seit dem 18. Jahrhundert wird der Begriff nur noch für den poetischen Bereich verwendet. Das Wort "Dichtung" hat aber noch etwas vom ursprünglichen Gebrauch erhalten. Es steht für das "Erfundene" - im Gegensatz zum "Wissenschaftlichen".

Die Bezeichnung umfasste zunächst alle literarischen Gattungen, heute wird das Gedicht als eine Form der Lyrik von Prosa und Drama abgegrenzt.

Definition

Ein Gedicht ist eine lyrische Form, die mit bildhafter Sprache (Metaphern) in formell gebundener Sprache in mündlicher oder schriftlicher Form arbeitet. Dabei wird oft eine nichtalltägliche Anordnung von Wörtern, Wortgruppen und Sätzen verwendet, um bildhaft Aussagen und Eindrücke zu geben. Gedichte arbeiten mit Mitteln von Humor und Satire, mit ernsthaften und melancholischen Formen oder in anderer Weise, denn sie neigen dazu, jede vorgegebene Form zu sprengen.

Ein Gedicht besteht (meist) aus Versen und Strophen. Das reicht von Einzeilengedichten (Florentin Smarandache) bis zu ganzen Büchern (Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen).

Gedichte sind eine sehr alte Literaturform und sie haben sich oft und grundlegend geändert. Heute bestehen viele Formen nebeneinander.

Es gibt Gedichte mit freiem Rhythmus oder in strengem Rhythmus, mit Reim und ohne Reim, Gedichte zu allen verfügbaren Themen, Liebe, Natur, Technik. Es gibt humorvolle und ernste, traurige, melancholische Gedichte. Reime können humorvoll wirken oder die Trauer und Melancholie verstärken. Gemeinsam ist den Gedichten die in sich geschlossene Form, die bildhafte, oft lyrische Sprache und der Aufbaus in Versen und Strophen.

Manchmal wird in der Umgangssprache das Wort Vers und das Wort Reim als synonym zu "Gedicht" aufgefasst.

Inhaltlich werden praktisch alle Lebensbereiche erfasst: Liebesgedichte, Trauergedichte, Willkommensgedichte, Epigraphen, Nonsensgedichte, Ulkgedichte, Lautgedichte und viele andere.

Satzmelodik und Intonation spielen eine wichtige Rolle.

Gedichtformen

Es gibt zahlreiche Gedichtformen, von denen einige typisch für nationale Dichtkunst wurden, sich aber auch international verbreiteten und abwandelten:

Deutsche Gedichte

Im deutschsprachigen Raum werden sowohl Gedichte in Reimform, als auch reimlose Gedichte geschrieben. Die ältesten Gedichte verwendeten den Stabreim, die Alliteration. Zu den ältesten deutschsprachigen Überlieferungen zählen die Merseburger Zaubersprüche in Gedichtform mit Stabreimen.

Eine bedeutende Sammlung deutscher Gedichte ist "Des Knaben Wunderhorn" von Brentano. In ihm sind Volkslieder und liedhafte Gedichte vereinigt.

Mit dem Expressionismus und dem Dadaismus begann die moderne Dichtkunst in Deutschland.

Eine besondere Aufmerksamkeit fanden immer lustige Formen, wie die von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Ernst Jandl, Hansgeorg Stengel und vielen anderen.

Literaturclips - Zwischen der Leere des Zen-Spruchs und dem hysterischen Rhythmus des Videoclips ist eine Form zu entdecken, die sich hören lassen kann. Nur so kann Literatur, will sie auf die veränderten medialen Verhältnisse und die dadurch erzeugten Wirklichkeiten reagieren, einen innovativen Input erhalten und letztlich eine weitere Existenzberechtigung. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips.

Verbreitet werden Gedichte oft in Anthologien (wörtlich: Blütenlese) von Kleinverlagen.

Lieder

Gedichte haben eine enge Verwandtschaft mit Liedern. Ursprünglich waren viele Gedichte Lieder und Lieder haben oft Gedichtformen als Grundlage für den Liedtext. Dabei gibt es sehr poetische Texte: Karat, Klaus Renft, Nena und andere, aber auch politische. Zur Zeit neigen allerdings die meisten Gruppen eher dazu, englische Texte zu vertonen. Merkwürdig ist eine sprachliche Besonderheit im Deutschen: Während man vertonte Gedichte Lieder nennt, nennt man allgemein Liedertexte nicht Gedichte, obwohl es eigentlich fast immer welche sind. Andererseits werden heute einige frühere Lieder als Gedichte aufgefasst, bei denen die ursprüngliche Melodie im Laufe der Zeit verloren ging.

Gelegenheitsdichtung

Gedichte zu besonderen Anlässen wie Neujahr, Geburtstagen, Jubiläen und Verabschiedungen nennt man Gelegenheitsgedichte. Sie sind wohl eine der Hauptdomänen des Hobby-Dichters.

Zitate

  • Wer noch weiß, was ein Gedicht ist, wird schwerlich eine gutbezahlte Stellung als Texter finden.
    (Theodor W. Adorno, Theorie der Halbbildung)
  • die rache / der sprache / ist das gedicht
    (Ernst Jandl)
  • Poesie ist, zu umschreiben, was man sieht, um erkennen zu lassen, was nicht sichtbar ist.
    (Sebastian Janson)

Literatur


Siehe auch: Dinggedicht, Dichter, Gedichtinterpretation