Fridolin Dietsche

deutscher Bildhauer

Fridolin Dietsche (* 31. Oktober 1861 in Schönau im Schwarzwald; † 25. Juni 1908 in Hamburg) war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer.

Seine künstlerische Laufbahn begann Dietsche als Sohn eines Tischlermeisters[1] mit einer dreijährigen Ausbildung an der Schnitzereischule in Furtwangen. Von 1880 bis 1884 besuchte der die Kunstgewerbeschule Karlsruhe, danach die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, bevor er ab 1885 zwei Jahre an der Berliner Kunstakademie bei Fritz Schaper studierte. Es folgten zwei Jahre an der Münchner Kunstakademie bei Wilhelm Rümann. 1888 kehrte er an die Kunstgewerbeschule Karlsruhe zurück, wo er als Assistent und Dozent tätig war. Von 1889 bis 1894 studierte er an der Karlsruher Kunstakademie als Meisterschüler bei Hermann Volz und reiste anschließend zu Studienzwecken nach Paris und Italien. 1898 wurde Dietsche an der Kunstgewerbeschule Nachfolger von Adolf Heer als Professor für Bildhauerei.

Im Wettbewerb für die Figuren an der Fassade des neuen Freiburger Rathauses konnte er sich 1898 gegen den Freiburger Bildhauer Gustav Adolf Knittel durchsetzen.[2] Zusammen mit seinem Schüler Wilhelm Merten (1879–1952) schuf Dietsche dafür ein Abbild von Egino, dem ersten Grafen von Freiburg.[3] Eine weitere Nische auf dem Balkon vor dem Ratssaal zierte seine Statue des Herzogs Konrad von Zähringen, die zunächst auf der Weltausstellung Paris 1900 ausgestellt war. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.[4] Die beiden anderen Figuren zeigten Herzog Leopold III. von Österreich und Karl Friedrich, den ersten Großherzog von Baden.[5] Vier Statuen an der Freiburger Kaiserbrücke wurden 1942 ebenfalls demontiert und zur Einschmelzung nach Hamburg transportiert. Zwei davon (Maximilian I. und Rudolf I.) waren Werke von Dietsche, bei letzterer wurde er erneut von Merten unterstützt. (Die beiden anderen schuf zwischen 1899 und 1900 Julius Seitz.[3]) Zum Kriegsende waren die Bronzefiguren noch intakt, trotzdem verzichtete der Freiburger Gemeinderat 1950 wegen der hohen Transportkosten auf eine Rückführung der Statuen.[6]

Zwischen 1900 und 1901 nahm Dietsche am zweiten Wettbewerb um die Errichtung eines Bismarckdenkmals in Karlsruhe teil. Nachdem aus einem ersten Wettbewerb kein Sieger hervorgegangen war, wurde er als Sieger der zweiten Konkurrenz beworben, da man seinen Entwurf noch als den „relativ besten“ bezeichnete. Das Denkmalkomitee entschied jedoch später, einen der drei von Karl Friedrich Moest eingereichten Entwürfe ausführen zu lassen. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass Dietsche in seinem Leben – im Gegensatz zu Moest, der über 20 Jahre älter war – noch viele große öffentliche Werke schaffen könne. Moest starb letztlich 1923, Dietsche bereits 1908.[7]

Kurz vor seinem Tod wurde er von Großherzog Friedrich I. mit dem Entwurf eines Denkmals für den Karlsruher Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm beauftragt, das die Karlsruher Pyramide auf dem Marktplatz ersetzen sollte. Nachdem sich Karlsruher Bürger über die geplante Beseitigung der Pyramide empört hatten, schuf Dietsche einen Entwurf, der die Pyramide mit einem Denkmal kombinierte. Dieser wurde jedoch abgelehnt. So fertigte er das Modell eines eigenständigen Brunnen- und Reiterdenkmals, das während einer Ausstellung wesentlich mehr Zuspruch fand. Bevor er dieses Modell jedoch umsetzen konnte, starb Dietsche kurz darauf in Hamburg, als er sich auf dem Weg zu einer ärztlichen Untersuchung in einem Seebad befand.[8] Dietsche war unverheiratet.[9]

 
Bildnismedaillon am Bismarck-Denkmal auf dem Seebuck
 
Altarwand der Karlsruher Christuskirche
 
Standbild Bernhards II., St. Bernhard, Karlsruhe
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Motiv: vergoldetes Grabmal von Wilhelm Nokk, Hauptfriedhof Karlsruhe (Fridolin Dietsche)

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Motiv: Bildnisreliefs Karl Friedrich Nebenius und Wilhelm Nokk in der Aula, Karlsruher Institut für Technologie (Fridolin Dietsche)

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Literatur

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Commons: Fridolin Dietsche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Matrikel AdBK München: 00419 Fridolin Dietsche, Zugriff am 20. November 2010.
  2. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert. (= Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, Band 36.) Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 88 f.
  3. a b Wilhelm Merten@1@2Vorlage:Toter Link/www.uniklinik-freiburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf uniklinik-freiburg.de, Zugriff am 20. November 2010
  4. Karl Schmid, Hans Schadek: Die Zähringer. Band 2: Anstoss und Wirkung. Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-7041-1, S. 368 f.
  5. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert. In: Ulrich P. Ecker, Christiane Pfanz-Sponagel, Hans-Peter Widmann (Hrsg.): Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau., 2005, S. 89.
  6. Hans Sigmund: Freiburg: Einst von bronzenen Kaisern flankiert. In: Badische Zeitung vom 15. September 2008, Zugriff am 31. Juli 2009.
  7. Schmitt, S. 420.
  8. Albert Herzog: Ihr glücklichen Augen. Ein Karlsruher Journalist erzählt aus seinem Leben. Literarische Gesellschaft, Karlsruhe 2008, ISBN 978-3-88190-500-8, S. 167 f. (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  9. Sterbeurkunde auf anchestry.de (nicht mit kostenlosem Benutzerkonto einsehbar)
  10. Datenbank der Kulturdenkmale: Blechhauben Litfaßsäulen. In: karlsruhe.de. Abgerufen am 22. Dezember 2018.
  11. a b Anett Beckmann: Mentalitätsgeschichtliche und ästhetische Untersuchungen der Grabmalsplastik des Karlsruher Hauptfriedhofes. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2006, ISBN 978-3-86644-032-6, S. 169. (Vorschau in der Google-Buchsuche)
  12. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 192.