Kliment von Ohrid

mittelalterlicher Gelehrter

Kliment von Ohrid (altbulgarisch: Климєнтъ Охридскїй, bulgarisch und mazedonisch: Климент Охридски Kliment Ohridski; * um 840; † 27. Juli 916 in Ohrid) war einer der ersten mittelalterlichen bulgarischen Heiligen, Gelehrter, Schriftsteller und Aufklärer der Slawen.[1] Er war einer der bekanntesten Jünger der Heiligen Kyrill und Method und wird häufig mit der Erstellung der glagolitischen und kyrillischen Schriften in Verbindung gebracht, insbesondere mit ihrer Popularisierung unter den christianisierten Slawen. Er war der Gründer der geistlichen Schule von Ohrid und wird als der erste Heilige angesehen, der auf altkirchenslawisch gepredigt und gelehrt hat. Er gilt als der erste Bischof der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche, einer der sieben Apostel des ersten bulgarischen Reiches und einer der führenden Heiligen des modernen Bulgarien.[2] Die Mission des Heiligen Kliment war der entscheidende Faktor, dass die Slawen in Makedonien in Bulgaren aufgegangen sind.[3] Kliment von Ohrid wird von der Mazedonisch-Orthodoxen Kirchen auch als Gründer des künftigen autonomen Erzbistums von Ohrid geehrt.[4] Der heilige Kliment von Ohrid ist auch der Schutzpatron Nordmazedoniens, der Stadt Ohrid[5] und der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche.[6]

Ikone des Heiligen Kliment von Ohrid aus dem orthodoxen Kloster Zografou auf dem Berg Athos in Griechenland, dargestellt als Jünger der Heiligen Kyrill und Method
 
Kloster der heiligen Kliment und Panteleimon auf der archäologischen Stätte Plaošnik in Ohrid, Nordmazedonien
 
Statue des Heiligen Kliment in Ohrid, Nordmazedonien

Kliment nahm an Methodius' Mission im Großmährischen Reich teil. Nach dessen Tod war er Führer der slawischen Partei in der Auseinandersetzung mit den lateinischen Klerikern, die aus dem Ostfrankenreich gekommen waren. Nach einer kurzen Zeit im Gefängnis wurde er vermutlich 885 aus Großmähren vertrieben und wandte sich zusammen mit Angelarij und Naum in das Erste Bulgarische Reich.

Zar Boris I. und sein Nachfolger Zar Simeon I.[7][8] betrauten die beiden Mönche mit der Unterrichtung künftiger bulgarischer Kleriker in dem gerade erst zum Christentum bekehrten Land. Nach der Annahme des Christentums war zunächst das Griechische, das von byzantinischen Missionaren eingeführt worden war, die Kirchensprache in Bulgarien. Um den byzantinischen Einfluss auf seinen Staat zurückzudrängen, war Boris I. an der Etablierung der slawischen Sprache im Gottesdienst interessiert.

Zunächst unter alleiniger Leitung Kliments wurde am Ohridsee die Schule von Ohrid errichtet. Später unterstützte ihn Naum, der anfangs die Schulen in Pliska und Preslaw leitete. In den von ihnen errichteten Schulen wurde das Altkirchenslawisch als Liturgiesprache unterrichtet. Sie machten aus Ohrid, neben Pliska und Preslaw, ein weiteres kirchliches und kulturelles Zentrum, indem sie Kirchen bauten, Klöster (u. a. die Klöster „Pantaleimon“ und Sveti Naum) errichteten und die Schule erweiterten, in der zahlreiche Kleriker ausgebildet wurden. Die Schule von Ohrid hat einen Großteil der „(alt)bulgarischen“ Literatur hervorgebracht.[9] Kliment soll der Überlieferung nach zwischen 886 und 893 3.500 Schüler in der neuen Schriftsprache unterwiesen haben.[10]

Ihm wird häufig auch die Entwicklung des kyrillischen Alphabets zugeschrieben, jedoch bedeutet eine entsprechend gedeutete Nachricht in der Legenda Ochridica tatsächlich wohl nur, dass er die glagolitische Schrift reformiert hat.[11]

Nach einem Streit mit dem Zaren Simeon I. wurde er 893 zum Bischof des entlegenen Orts Drembica (heute Velika an der bulgarischen Schwarzmeerküste; nach einer anderen Theorie jedoch das viel näher liegende Belica bei Struga) ernannt, was einer Verbannung nahekam. Später erlangte Kliment wieder die Gunst des Herrschers und wurde Erzbischof von Ohrid. Er gründete das Pantaleimon-Kloster in Varoš, heute ein Stadtteil von Ohrid.

Nach seinem Tod im Jahr 916 wurde er in der Kirche St. Pantaleimon bei Ohrid bestattet. Als die Osmanen diese Kirche im 15. Jahrhundert in eine Moschee umwandelten, wurden Kliments Gebeine in die Ohrider Kirche Sveta Bogorodica Perivlepta umgebettet. Seine große Verehrung führte unter Zar Samuil zur Kanonisation als Heiliger (Hauptfest 27. Juli). Nach dem Wiederaufbau der St. Pantaleimon-Kirche im Jahre 2002 auf dem heute als „Plaošnik“ bekannten Areal liegen seine Gebeine wieder dort an der alten Stelle.

Verehrung

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Heute tragen mehrere Kirchen, die Universitäten von Sofia und Bitola, sowie die bulgarische St.-Kliment-Ohridski-Station auf der antarktischen Livingston-Insel[12] und Mount Ohridsky auf der antarktischen Alexander-I.-Insel seinen Namen.

Gedenktage

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  • Katholisch: 27. Juli
  • Orthodox: 17. Juli, 27. Juli, 22. November, 25. November[13]

Literatur

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  • Winfried Baumann: Die Faszination des Heiligen bei Kliment Ochridski. (= Typoskript-Edition Hieronymus. Slavische Sprachen und Literaturen. 1). Hieronymus, München 1983, ISBN 3-88893-015-4.
  • Angeliki Delikari: Der hl. Klemens und die Frage des Bistums von Velitza. Identifizierung, Bischofsliste (bis 1767) und Titularbischöfe. SS Cyril and Methodius Center for Cultural Studies, Thessaloniki 1997, ISBN 960-85959-0-8.
  • Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2004, ISBN 3-205-77193-1.
  • Dimitur Kirov: Dobro i zlo v bogoslovieto na Sv. Kliment Okhridski. (= Gott und Teufel in der Theologie des hl. Kliment Ohridski). Sofia 1995.
  • Heinz MiklasKlemens von Achrida (Kliment v. Ochrid). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 15–24.
  • Dusko Nanevski: Kliment Ohridski vo makedonskata tradicija. Ogledi, studii, esei. Skopje 1991.
  • Svetlina Nikolova (Hrsg.): Kliment Ochridski. Život i delo. Sofia 2000.
  • Günter Prinzing: Ohrid. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1376–1380.
  • N. L. Tunickij (Hrsg.): Monumenta ad SS Cyrilli et Methodii successorum vitas resque gestas pertinentia. [o. O.] 1918. Reprint: London 1973 – russisch-griechisch-lateinische Edition der dem Ohrider Erzbischof Theophylactus, † 1108, zugeschriebenen „Vita S. Clementis“
  • N. L. Tunickij: Der Hl. Clemens. München 1913. Nachdruck: Fink, München 1970 (= Slavische Propyläen; 87)
  • Paul Gautier: Clément d'Ohrid, évèque de Dragvista. In: Revue des études byzantines. 22. Jahrgang, 1964, S. 199–214 (französisch, persee.fr).
  • Ilia G. Iliev: The Long Life of Saint Clement of Ohrid: A Critical Edition. In: Byzantinobulgarica. 9. Jahrgang, 1995, S. 62–120 (englisch, archive.org [PDF]).
  • Peter Ivanič: The Issue of the Origin of Saint Clement of Ohrid and Saint Naum of Ohrid in Slovak and Czech Historiography. In: European Journal of Science and Theology. 14. Jahrgang, Nr. 1, 2018, S. 135–144 (englisch, archive.org [PDF]).
  • Скендер Мучай, Суеля Джуери, Ирклид Ристани, Алексей М. Пентковский: Средневековые церкви в долине Шушицы (Южная Албания) и славянская епископия свт. Климента Охридского. (deutsch: Medieval Churches in Shushica Valley (South Albania) and the Slavonic Bishopric of St. Clement of Ohrid). In: Slověne: International Journal of Slavic Studies. 3. Jahrgang, Nr. 1, 2014, S. 5–42 (russisch, archive.org [PDF]).
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Commons: Kliment von Ohrid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. He died at an advanced age in 916. His disciples buried him in the monastery "St. Panteleimon" in Ohrid, which he had established. He was canonized in X c. and joined the pantheon of the Bulgarian saints. Kurze Biographie vom Schutzpatron der Universität Sofia auf der offiziellen Internetseite.
  2. "...the First Bishop of the Bulgarian language" - Theophylakt von Ohrid zitiert in Pedro Ramet: Religion and Nationalism in Soviet and East European Politics. 1989, ISBN 0-8223-0891-6, S. 373 (archive.org).
  3. John Van Antwerp Fine, The Early Medieval Balkans: A Critical Survey from the Sixth to the Late Twelfth Century, University of Michigan Press, 1991, ISBN 0-472-08149-7, S. 127–128.
  4. Gabriella Schubert: Die Religiöse Entwicklung Makedoniens in „Makedonien: Prägungen und Perspektiven“. 2005, S. 15. (google.de)
  5. Publicitet.mk: Свети Климент Охридски-заштитник на Охрид и на МПЦ-ОА. 8. Dezember 2019. (mazedonisch) publicitet.mk
  6. Macedonia Travel info. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. November 2010; abgerufen am 19. September 2010.
  7. Lexikon des Mittelalters, Bd. VI, Sp. 1378 "... wirkten in der Region Ohrid die vom bulg. Fürsten Boris I. bzw. seinem Nachfolger Simeon dorthin zur Mission entsandten Heilligen Clements von Ohrid und Naum."
  8. Hösch/Nehring/Sundhaussen, 2004, S. 485.
  9. Lexikon des Mittelalters, Bd. VI., Sp. 1378 "....hat einen Großteil der (alt-)bulgarische Literatur hervorgebracht."
  10. "In seiner Vita heißt es, er habe innerhalb der ersten sieben Jahre 3500 Schüler herangebildet" - zitiert in Gabriella Schubert: Makedonien: Prägungen und Perspektiven. 2005, ISBN 3-447-05277-5, S. 15 (google.de).
  11. Vgl. Nicolina Trunte: Προς το σαφεστερον. Zu Reformen in der glagolitischen Schrift. In: Glagoljica i hrvatski glagolizam. Hg. Marija-Ana Dürrigl u. a. Zagreb, Krk 2004, S. 419–434.
  12. The Bulgarian Antarctic Base “St. Kliment Ohridski”
  13. Klemens von Ohrid. 10. Dezember 2016, abgerufen am 19. August 2017.