Unternehmen Hannibal

Deutsches maritimes Evakuierungskommando in der Ostsee

Das Unternehmen Hannibal war der Deckname einer deutschen Militäroperation der Kriegsmarine gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.

Hintergrund

Bearbeiten

Dönitz hatte Hitler gegen den Rat von Guderian darin bestärkt, die eingekesselte Heeresgruppe Mitte nicht über See abzuziehen. Die östliche Ostsee sollte unbedingt als einzig verbliebenes Übungsgebiet für die neuen U-Boot-Typen (U-Boot-Klasse XXI) gehalten werden, um die Wende in der Seekriegführung gegen die Angloamerikaner zu erreichen. Die Belange der miteingekesselten ostdeutschen Zivilbevölkerung wurden der ideologischen Kriegführung „Sieg oder Untergang“ völlig untergeordnet. Die Evakuierung der Zivilbevölkerung sollte aus militärischen Belangen und wegen der Brennstoffknappheit nur nachrangig erfolgen.[1] Die Rote Armee stieß zu Jahresbeginn 1945 in der Schlacht um Ostpreußen Richtung Ostseeküste vor und erreichte am 27. Januar 1945 in der Nähe von Elbing die Küste, womit Ostpreußen abgeschnitten war. Der Vormarsch löste eine Flüchtlingslawine aus.[2]

Unternehmen

Bearbeiten

Mit dem Kennwort „Hannibal“ gab Admiral Hans-Georg von Friedeburg am 23. Januar 1945 die Anweisung, aufgrund des Vorrückens der Roten Armee die Verlegung der in Gotenhafen (dem heutigen Gdynia) stationierten 2. U-Lehrdivision mit der ihr unterstellten 22. U-Flottille aus dem umkämpften Gebiet nach Westen vorzubereiten.[3] Die Marineangehörigen sollten an Bord der Wilhelm Gustloff nach Westen gebracht werden. Zusätzlich wurden mehrere Tausend Flüchtlinge an Bord genommen.

Die Aktion gilt daher als Beginn der Verwundeten- und Flüchtlingstransporte durch die Kriegs- und Handelsmarine im ersten Halbjahr 1945.

Literatur

Bearbeiten
  • Kriegstagebuch der Seekriegsleitung, Teil A, Bd. 65, S. 418 (Meldung über die Befehlserteilung für das Unternehmen Hannibal).
  • Prit Buttar: Battleground Prussia – The Assault on Germany's Eastern Front 1944–45. Osprey Publishing 2012.
  • Heinz Schön: Ostsee '45, 5. Aufl. Motorbuch, Stuttgart 1995. ISBN 978-3-87943-856-3, S. 84 ff. (dreiseitiges Kapitel, ohne Literaturangaben).
  • Martin Schmidtke: Rettungsaktion Ostsee 1944/1945. Bernard & Graefe, Bonn 2005. ISBN 978-3-7637-6263-7.
  • Karl-Friedrich Merten: Nach Kompaß (Lebenserinnerungen). Ullstein 2006. ISBN 978-3-548-26402-8.[4]
  • Howard D. Grier: Hitler, Dönitz and the Baltic Sea. The Third Reich´s last hope 1944–1945. U.S. Naval Institute Press 2013. ISBN 978-1-59114-345-1.
Bearbeiten

Fußnoten

Bearbeiten
  1. Heinrich Schwendemann: «Deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschwismus zu retten» Das Programm der Regierung Dönitz und der Beginn der Legendenbildung. In: Kriegsende 1945 in Deutschland. Hrsg.: Jörg Hillmann und John Zimmermann, Oldenbourg 2002, ISBN 3-486-56649-0, S. 11 f.
  2. Jann M. Witt: Die Wilhelm Gustloff im Zweiten Weltkrieg. In: Die Wilhelm Gustloff – Geschichte und Erinnerung eines Untergangs. Hrsg.: Bill Niven, Mitteldeutscher Verlag, 2011, ISBN 978-3-89812-781-3, S. 107.
  3. Militärgeschichtliches Forschungsamt. Hrsg. Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 10: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945. Halbbd. 1: Die militärische Niederwerfung der Wehrmacht, Deutsche Verlagsanstalt München, 2008, Seite 269 (Fußnote).
  4. Merten war 1945 Chef der 24. U-Flottille. Sie gehörte zu den Einheiten, die im Januar 1945 verlegt wurden.