Vendôme ist eine zentralfranzösische Stadt und eine Gemeinde (Frankreich) mit 15.747 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Loir-et-Cher in der Region Centre-Val de Loire. Vendôme ist Sitz der (Unterpräfektur) des Arrondissements Vendôme. Der Name der Stadt hat – mit einem Umweg über die Pariser Place Vendôme – einen luxuriösen Beigschmack erhalten, der dem Ort selbst nicht entspricht.

Vendôme
Vendôme (Frankreich)
Vendôme (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Centre-Val de Loire
Département (Nr.) Loir-et-Cher (41)
Arrondissement Vendôme
Kanton Vendôme
Gemeindeverband Territoires Vendômois
Koordinaten 47° 48′ N, 1° 4′ WKoordinaten: 47° 48′ N, 1° 4′ W
Höhe 76–141 m
Fläche 23,89 km²
Einwohner 15.747 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 659 Einw./km²
Postleitzahl 41100
INSEE-Code
Website Vendôme

Vendôme – Stadtansicht
Vendôme – Place St-Martin mit dem Turm der ehemaligen Kirche Saint-Martin

Lage und Klima

Bearbeiten

Die Stadt Vendôme liegt in einer Höhe von etwa 110 m am Fluss Loir, der die Altstadt mit zwei Armen umgibt. Paris ist ca. 175 km in nordöstlicher Richtung entfernt; nächstgrößere Städte sind Orléans (ca. 80 km östlich), Le Mans (ca. 75 km nordwestlich), Chartres (ca. 90 km nördlich) und Blois (ca. 35 km südöstlich). Das Klima ist gemäßigt; Regen (ca. 750 mm/Jahr) fällt übers Jahr verteilt.

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten
Jahr 1800 1851 1901 1954 1999 2021
Einwohner 7.555 9.325 9.459 10.811 17.707 15.747
Quellen: Cassini und INSEE

Die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Stilllegung von bäuerlichen Kleinbetrieben („Höfesterben“) auf dem Lande haben in hohem Maße zur Abwanderung der Bevölkerung in die Städte („Landflucht“) und dem dortigen rapiden Anstieg der Einwohnerzahlen im 20. Jahrhundert beigetragen.

Wirtschaft

Bearbeiten

Abgesehen von seiner Rolle als Handels- und Verkehrszentrum entwickelten sich im Mittelalter die für eine Stadt üblichen Gewerbe. Seit dem Jahr 1990 ist Vendôme an das Streckennetz des LGV Atlantique angeschlossen; der Bahnhof befindet sich im ca. 5 km entfernten Ort Villiers-sur-Loir.

Geschichte

Bearbeiten

Vendôme war als Vindocinum eine gallorömische Ansiedlung, die im 10. Jahrhundert zur Grafschaft erhoben wurde. Im Jahr 1035 wurde hier unter dem Grafen Gottfried II. Martel eine Benediktiner-Abtei gegründet. Die vom Grafen aus Konstantinopel mitgebrachten Reliquien, eine Träne Jesu und ein Arm des hl. Georg (seit der Säkularisation des Klosters im Vatikan), begründeten die Bedeutung Vendômes als Station des Jakobsweges (Variante der Via Turonensis) und als religiöses Zentrum, das im Hochmittelalter erheblich zur Entwicklung der Stadt beitrug.

Stadt und Burg waren häufig umkämpft. Im 12. Jahrhundert war das Vendômois Austragungsort des Machtkampfes der Plantagenets mit dem französischen Königshaus. Im Jahr 1188 nahm König Philipp II. von Frankreich die Burg Vendôme ein, die aber wenig später von Richard Löwenherz zurückerobert wurde. 1194 besetzte Philipp die Stadt Vendôme erneut und belagerte wiederum die Burg. Mit dem von Löwenherz herbeigeführten Entsatzheer lieferte sich Philipp am 3. Juli des Jahres die Schlacht bei Fréteval (nordöstlich von Vendôme), in welcher der englische König ihn besiegte.

Im Jahr 1515 wurde Vendôme von König Franz I. zugunsten Karls von Bourbon zum Herzogtum erhoben und mit der Pairswürde ausgestattet. 1562 wurde Karls Enkel Heinrich von Bourbon, der spätere König Heinrich IV., Herzog von Vendôme. Als Protestant in einem stark katholischen Herzogtum, musste er zusehen, wie sich die Stadt mehr und mehr der Katholischen Liga annäherte. 1589, jetzt als König und Lehnsherr, musste Heinrich Vendôme zurückerobern, wobei mehrere Burgen, darunter die von Vendôme und Lavardin, zerstört wurden. Im Jahr 1598 machte Heinrich IV. seinen Sohn César zum Herzog von Vendôme. Die Stadt blieb bis 1712 bourbonisches Herzogtum.

Im Jahr 1796 erlangte die Stadt größere Bedeutung, da sie Sitz des Hohen Justizhofes war, dem damals obersten Gericht Frankreichs. Die Verfassung sah vor, dass dieses Gericht gerade nicht in der Hauptstadt Paris tagen sollte, sondern mindestens 120 Kilometer entfernt von dieser.

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Gotische Abteikirche (Dreifaltigkeitskirche; Eglise de la Trinité)

Bearbeiten
 
Westfassade im Flamboyant-Stil
 
Porte Saint-Georges

Siehe Hauptartikel La Trinité (Vendôme)

Porte Saint-Georges

Bearbeiten

Die Porte Saint-Georges aus dem 14. Jahrhundert ist mit ihren dicken Flankierungstürmen und der Renaissance-Zier aus dem 16. Jahrhundert ein markantes Relikt der ehemaligen Stadtbefestigung. In Revolutionszeiten musste der Durchgang verbreitert werden, damit Napoleons Truppen mit ihrem Kriegsgerät durchmarschieren konnten.

Stadtzentrum

Bearbeiten

Im Zentrum um die Place St-Martin herum fällt zuerst der einzeln stehende Turm auf dem Platz selbst auf. Er gehörte zur 1857 abgerissenen Renaissance-Kirche Saint-Martin und blieb alleine übrig. Einen mindestens ebenso eleganten Turm hat die Kirche La Madeleine von 1474, die ein hölzernes Tonnengewölbe vorweisen kann. Unterkunft fanden die Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela in einem Hospiz, zu dem die Kapelle Saint-Jacques aus dem 15. Jahrhundert gehörte.

Das benachbarte ehemalige Oratorianerkolleg aus dem 17./18. Jahrhundert (heute Rathaus) ist bekannt für seinen berühmten Zögling Honoré de Balzac, der 1807, als Achtjähriger, unter die Fuchtel dieser Gemeinschaft geriet. Die für ihn trostlose bis 1813 währende Zeit hat der Dichter in seinem Roman Louis Lambert verarbeitet.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Städtepartnerschaft

Bearbeiten

Vendôme pflegt eine Städtepartnerschaft zu Gevelsberg.

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im «Garten Frankreichs». 2. Auflage. DuMont, Köln 2000, ISBN 3-7701-3555-5, S. 247–251 (online).
  • Schlösser und Städte der Loire. Valoire-Estel, Florenz 2006, ISBN 88-476-1863-0, S. 108.
  • Schlösser an der Loire. Der grüne Reiseführer. Michelin Reise-Verlag, Landau-Mörlheim 1997, ISBN 2-06-711591-X, S. 318.
  • Meyers Enzyklopädisches Lexikon; Bibliographisches Institut, Lexikonverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1975, Band 24, S. 397.
Bearbeiten
Commons: Vendôme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Vendôme – Reiseführer

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Vendôme – Modern Jazz Quartett