Fritz Schaper

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Fritz Schaper in seinem Atelier mit Büste von Julius Wolff, Foto von Marta Wolff (1909)
Professor Fritz Schaper, Bildhauer – gewidmet von seiner Vaterstadt Alsleben (Saale) anlässlich ihrer Jahrtausendfeier 1936
Goethe-Denkmal im Berliner Tiergarten, 1880
Grabstätte auf dem Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche
Gauß-Statue in Braunschweig
Blücherdenkmal in Kaub am Rhein, 1894
Lutherdenkmal am östlichen Anger in Erfurt
Reliefbildnis Eduard Grell, 1886
Reiterstandbild Großherzogs Ludwig IV. in Darmstadt, 1898
Rittershaus-Denkmal in Wuppertal
Denkmal des Großen Kurfürsten in Fehrbellin, 1902
Giebel des Reichstags, Relief von Fritz Schaper und der von Peter Behrens gestaltete Schriftzug

Hugo Wilhelm Friedrich „Fritz“ Schaper (* 31. Juli 1841 in Alsleben (Saale); † 29. November 1919 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur[1][2][3] des ausgehenden 19. Jahrhunderts und ein Vertreter der Berliner Bildhauerschule. Ab 1875 lehrte er als Leiter des Aktsaals für Bildhauerei und von 1880 bis 1890 als Professor an der Berliner Kunstakademie.

Schaper wurde geboren als vierter Sohn des Pastors Friedrich Gottfried Peter Schaper und dessen Frau Antonie Schaper geb. Heiligenstädt. Am 6. Januar 1848, als Fritz noch keine 7 Jahre alt war, starb sein Vater, und seine Mutter zog mit ihren sieben Kindern nach Halle (Saale). Bereits im darauffolgenden Jahr am 14. Juli 1849 verstarb auch sie, und die Kinder wurden bei verschiedenen Familien untergebracht. Fritz Schaper wuchs bei Graf Kielmannsegg auf, zuerst auf dem Land, dann wieder in Halle. Dort besuchte er die Realschule der Franckeschen Stiftungen. Mit 15 Jahren ging er ab und absolvierte eine Steinmetzlehre bei C. A. Merckel. Dabei zeigte sich sein Talent, und der Wunsch entstand, Bildhauer zu werden.[4]

Zur weiteren Ausbildung ging Schaper 1859 nach Berlin und besuchte dort zwei Jahre die Berliner Kunstakademie. Dort übte er sich unter anderem im anatomischen Zeichnen und Zeichnen nach der Antike. Gleichzeitig wurde er 1860 ein Schüler des Bildhauers Albert Wolff. Ebenso wie Wolff, der ein Freund und Schüler des kurz zuvor verstorbenen Christian Daniel Rauch gewesen war, nahm Schaper sich Rauch zum Vorbild für sein weiteres künstlerisches Schaffen. Zu seinem 23. Geburtstag bekam Schaper sein elterliches Erbteil ausgezahlt, was ihm mehr finanzielle Unabhängigkeit einbrachte. 1865/1866 schuf er sein erstes eigenständiges Werk, die Gipsgruppe Bacchus und Ariadne. 1867 reiste er zur Weltausstellung in Paris. Anschließend gründete er sein erstes eigenes Atelier an der Großen Präsidentenstraße, übersiedelte aber bald in die Albrechtstraße. Er bekam noch im gleichen Jahr einen Auftrag für eine Borussia und zwei Löwen am Kriegerdenkmal in Halle, das 1872 enthüllt wurde. Zunächst blieben jedoch große Aufträge noch aus.

In den 1870er Jahren beteiligte sich Schaper häufig an Künstlerwettbewerben. Ein wichtiger Erfolg war der 1. Preis bei dem Wettbewerb um das Berliner Goethe-Denkmal 1871, mit dessen Ausführung er zwei Jahre später beauftragt wurde, und das 1880 im Tiergarten enthüllt wurde. 1875 wurde er Leiter des Aktsaals für Bildhauerei unter Anton von Werner. Diese Position verschaffte ihm ein sicheres Einkommen und höheres Ansehen. Es folgten weitere bedeutende Aufträge, unter anderem für das Kölner Bismarck-Denkmal, das Braunschweiger Gauß-Denkmal und Hamburger Lessing-Denkmal. Auch schuf Schaper in dieser Zeit erste Büsten.

Im Januar 1880 wurde Schaper Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, und im Juni des gleichen Jahres, am Tag der Enthüllung des Goethe-Denkmals, bekam er den Titel als Professor verliehen. Im Folgejahr wurde er Mitglied des Senats der Akademie der Künste sowie Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen wie das Ritterkreuz des Hausordens vom Weißen Falken (1881), das Kommandeurkreuz des Ordens der Eichenkrone (1882), und wurde Ritter des preußischen Ordens Pour le Mérite (1884). Schapers Popularität als Bildhauer wuchs, und er bekam zunehmend direkte Aufträge, ohne sich vorher gegen Konkurrenten durchsetzen zu müssen. Er fertigte zahlreiche Büsten für Privatpersonen und Institutionen. 1884 wurde sein Denkmal für August von Goeben in Koblenz enthüllt, 1889 sein erstes Unternehmerdenkmal, das Alfred-Krupp-Denkmal an der Marktkirche in Essen.[4]

1890 gab Schaper sein Lehramt auf und zog in ein eigenes Haus mit Atelier an der Buchenstraße. Im Jahr darauf heiratete er Helene Rittershaus, eine Tochter des Dichters Emil Rittershaus. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Hedwig (1892–1925), Eva (1893–1977), Wolfgang (1895–1930) und Dorothea (1897–1985). Letztere beide waren später ebenfalls als Bildhauer tätig.

In den 1890er Jahren erhielt Schaper neben vielen anderen Aufträgen erstmals auch solche, die kaiserlicher Zustimmung bedurften. Er schuf unter anderem acht Denkmäler, die fürstliche Personen darstellten. Das Giebelrelief aus Sandstein an der Hauptfassade des Reichstagsgebäudes (1891–1893) ist ebenfalls ein wichtiges Werk dieser Schaffensperiode.

Das 20. Jahrhundert begann für Schaper mit einer schweren psychischen Krise und Depressionen, die ihn 1900 zu einem Aufenthalt im Sanatorium Bellevue zwangen. In den folgenden Jahren kamen gesundheitliche Probleme hinzu und seine künstlerische Aktivität nahm ab. 1901 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine große Goldmedaille. Er bereiste Italien (1901), Sizilien (1906) und Amerika (1907). 1903 erhielt er einen letzten kaiserlichen Auftrag, die Altgermanische Wisentjagd für den Berliner Tiergarten. 1905 wurde er erneut zum Senator der Akademie der Künste gewählt und erhielt zwei Auszeichnungen, den Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub für das Denkmal des Großen Kurfürsten und den Kronen-Orden II. Klasse mit Stern für Johann von Küstrin. In der Zeit danach schuf er vorwiegend Büsten, weniger Denkmale.[4]

In den 1910er Jahren wandte sich Schaper vermehrt der Grabmalsplastik zu. Wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde sein Sohn Wolfgang an der Westfront schwer verletzt, was eine Beinamputation nötig machte. Dies belastete Schaper in der Folgezeit, hinzu kamen motorische Störungen der rechten Hand, unter denen er ab 1915 litt und eine beginnende Erblindung. Zumeist leitete er nur noch seine Gehilfen bei der Bildhauerei an und nahm letzte Korrekturen vor. 1919 starb er mit 78 Jahren.

Schaper gehörte zu den Unterzeichnern des Aufrufs An die Kulturwelt vom 4. Oktober 1914.

Der Hofjuwelier Hugo Schaper, der unter anderem die Krone von Kaiser Wilhelm II. anfertigte,[5] war ein Bruder von Fritz Schaper.[6] Die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann war eine Enkelin von Fritz Schaper. Schaper bekam ein Berliner Ehrengrab auf dem Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche an der Bergmannstraße in Kreuzberg.[7]

außerdem

  • Anton von Werner: Ansprachen und Reden des Direktors Anton von Werner an die Studierenden der Königlichen Akademischen Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin und Verzeichnis der Lehrer, Beamten und Schüler derselben seit 1875. Schuster, Berlin 1896, S. 227f, Friedrich Schaper. (Kurzbiographie) HTML, abgerufen am 1. September 2018.
  • Jutta von Simson: Fritz Schaper. 1841–1919. Prestel, München 1976, ISBN 3-7913-0090-3. (= Berliner Bildhauer, Band 1.) (= Materialien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts, Band 19.)
  • Peter Bloch, Waldemar Grzimek: Das klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert. Propyläen-Verlag u. a., Frankfurt am Main 1978, ISBN 3-549-06631-7. / durchgesehene Neuausgabe, Gebr. Mann, Berlin 1994, ISBN 3-7861-1767-5.
  • Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson (Hrsg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. 2 Bände (Bd. 1: Ausstellungskatalog; Bd. 2: Beiträge mit Kurzbiographien Berliner Bildhauer) Gebr. Mann, Berlin 1990, ISBN 3-7861-1597-4 (Bd. 1), ISBN 3-7861-1598-2 (Bd. 2). (Katalog zur Ausstellung der Skulpturengalerie der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz vom 19. Mai bis 29. Juli 1990 im Hamburger Bahnhof)
  • Alfred Etzold: Der Dorotheenstädtische Friedhof. Die Begräbnisstätten an der Berliner Chausseestraße. (mit Fotos von Wolfgang Türk) Links, Berlin 1993, ISBN 3-86153-058-9.
  • Uwe Hinkfoth (Hrsg.): Fritz Schaper. Die Wiederentdeckung des Denkmals. (Katalogbuch zur Ausstellung im Museum Goch, 30. Juli bis 3. September 2000) Museum Goch, Goch 2000, ISBN 3-926245-47-6.
  • Jutta von Simson: Schaper, Hugo Wilhelm Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 562 f. (Digitalisat).
  • Dagmar Frings, Jörg Kuhn: Die Borchardts. Auf den Spuren einer Berliner Familie. Hentrich & Hentrich, Berlin 2011, ISBN 978-3-942271-17-2.
Commons: Fritz Schaper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. L. Forrer: Biographical Dictionary of Medallists. Band V. Spink & Son Ltd., London 1912, S. 358.
  2. L. Forrer: Biographical Dictionary of Medallists. Band VIII. Spink & Son Ltd., London 1930, S. 191.
  3. Künstler. Fritz Schaper. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e. V., abgerufen am 10. Juli 2014.
  4. a b c Regine Körkel-Hinkfoth: Lebensdaten zu Fritz Schaper (1841–1919). In: Uwe Hinkfoth (Hrsg.): Fritz Schaper, die Wiederentdeckung des Denkmals. Goch 2000, S. 113–117.
  5. http://www.royal-magazin.de/german/preussen/hohenzollern-kronen-2.htm
  6. http://www.efeu-ev.de/kunst5.html
  7. Fritz Schaper, Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg.
  8. Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1890, Beilage Nr. 21, S. 167.
  9. Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1898, Beilage Nr. 32, S. 270.
  10. Informationen über das Goethe-Denkmal in Berlin, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
  11. Bernhard Maaz: Georg Schweinfurth – Recherche | Staatliche Museen zu Berlin. Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 3. Februar 2023.
  12. Eine Büste des Forschers Georg Schweinfurth. In: Vossische Zeitung. Berlin 8. Juli 1914, S. 4.
  13. Wolfgang Funken: Ars Publica Düsseldorf, Band 2, 2012, ISBN 978-3-8375-0874-1, Objekt 0553, S. 604
  14. Angela Dolgner, Dieter Dolgner, Erika Kunath: Der historische Marktplatz der Stadt Halle. Halle (Saale) 2001, ISBN 3-931919-08-0, S. 182, 185.
  15. Ute Liesenfeld: Spaziergänge zur Kunst in Hamburg. Belser, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7630-2879-5, S. 27.
  16. KulturSpuren Düsternbrook: Carl Loewe. In: kiel.de. Abgerufen am 20. Mai 2023.
  17. Gustav-Freytag-Denkmal | Landeshauptstadt Wiesbaden. Abgerufen am 15. Juni 2024.