Eiffelturm (Bilderserie von Delaunay)

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La Tour Eiffel von 1924–26 aus der Eiffelturm-Bilderserie

Eiffelturm ist eine Bilderserie des französischen Malers Robert Delaunay, die hauptsächlich in den Jahren 1909 bis 1912 entstand und sich durch weitere Gemälde bis 1928 hinzog. Es gibt vereinzelte Eiffelturm-Bilder nach 1928, die aber klassischerweise nicht der Bilderserie zugerechnet werden. Diese gilt einerseits als eine der bekanntesten künstlerischen Darstellungen des Eiffelturms und umfasst andererseits auch die bekanntesten Arbeiten Delaunays. Der Stil der meisten Bilder lässt sich dem Orphischen Kubismus zuordnen, einer vom Kubismus entwickelten Kunstrichtung, die von Delaunays Frau Sonia Delaunay-Terk und dem tschechischen Maler František Kupka begründet worden war. Der Bilderzyklus Eiffelturm ist zeitlich zwischen seiner Bilderserie zur gotischen Kirche St-Séverin im Pariser Quartier Latin und der Fenster-Serie („Les Fenêtres“) einzuordnen. Delaunay selbst bezeichnete den Eiffelturm als „Barometer der Kunst“.[1] Er konnte ihn von seiner Wohnung aus sehen und hatte ihn damit täglich vor Augen.

Neben den über einem Dutzend bekannten und in Museen ausgestellten Hauptgemälden begleiten weitere Skizzen und Zeichnungen von Delaunay seine Gemälde. Insgesamt sind 30 Fassungen des Eiffelturms von Delaunay bekannt.[2] In diversen Darstellungen zersplittert er die Form des Turmes teilweise radikal, spannt sie in ein Kräftefeld aus Linien und Strahlen ein und verwendet eine bewusst auf starke Farbkontraste abzielende Bildsprache. Außer der Licht- und Raumwirkung der Architektur des Turms thematisiert er damit auch die Funktionalität als Sendeturm. Die Abfolge von gestrichelten Linien sind als Morse- und Zeitzeichen zu verstehen. Ein entsprechender Hinweis ist beim Künstler selbst zu finden, der mit dem Start der Serie im Jahr 1909 gerade den Beginn des Eiffelturms als Sendeturm aufgriff und ihn damit in das Zentrum des Interesses rückte.[3]

Eiffelturm-Bilder

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Die Liste führt die Hauptwerke zum Eiffelturm-Motiv von Robert Delaunay.

1909–1912, erste Serie
Jahr Bild originaler Werktitel Bildinformationen Museum/Sammlung
1909 La Tour à l’univers s’adresse Öl auf Leinwand
96,5 × 70,5 cm (H × B)
Philadelphia Museum of Art[4]
1909–1910 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
116,0 × 81,0 cm (H × B)
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe[5]
1910 La tour aux rideaux Öl auf Leinwand
116,0 × 97,0 cm (H × B)
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen[6]
1910 Tour Eiffel aux arbres Öl auf Leinwand
126,4 × 92,8 cm (H × B)
Solomon R. Guggenheim Museum[7]
1910–1911 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
130 × 97 cm (H × B)
Museum Folkwang[8]
1911 Tour Eiffel Öl auf Leinwand
202,0 × 138,4 cm (H × B)
Solomon R. Guggenheim Museum[9]
1911 La Tour Eiffel rouge Öl auf Leinwand
160,7 × 128,6 cm (H × B)
Art Institute of Chicago[10]
1911–1912 La Tour Rouge Öl auf Leinwand
125,0 × 90,3 cm (H × B)
Solomon R. Guggenheim Museum[11]
1911–1912 Les trois Grâces (étude pour "La Ville de Paris") Öl auf Leinwand
54,0 × 81,0 cm (H × B)
Privatsammlung
1910–1912 La Ville de Paris Öl auf Leinwand
267,0 × 406,0 cm (H × B)
Musée d’art moderne de la Ville de Paris[12]
1920er Jahre, zweite Serie
1922 La Tour Eiffel et jardin du champs de mars Öl auf Leinwand
178,0 × 170,4 cm (H × B)
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden[13]
1924 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
161,6 × 96,8 cm (H × B)
Dallas Museum of Art[14]
1924–1926 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
160,6 × 120,0 cm (H × B)
Hirshhorn Museum and Sculpture Garden[15]
1926 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
169,0 × 86,0 cm (H × B)
Musée d’art moderne de la Ville de Paris[16]
1926 La Tour Eiffel Öl auf Leinwand
169,0 × 86,0 cm (H × B)
Musée d’art moderne de la Ville de Paris[17]
1926–1928 La Tour Eiffel Conté-Zeichnung auf Papier
62,3 × 47,5 cm (H × B)
Solomon R. Guggenheim Museum[18]

Vermächtnis und Rezeption

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Delaunays Bilderserie löste auch eine Reihe von anderen Architekturmalereien aus. So malte beispielsweise der US-Amerikaner John Marin 1912 das Woolworth Building in New York; sein Bild Woolworth Building, No. 31[19] befindet sich heute in der National Gallery of Art.[20] Später inspirierte Delaunay den kanadischen Künstler Greg Curnoe (1936–1992), in den 1980er und 1990er Jahren eine vergleichbare Serie von Bildern vom CN Tower in Toronto anzufertigen.[21]

Das 1913 erschienene Künstlerbuch La prose du Transsibérien et de la Petite Jehanne de France, das in Zusammenarbeit mit Delaunays Frau Sonia und dem Schriftsteller Blaise Cendrars entstand, bildet ein Langgedicht ab, welches eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn am Pariser Eiffelturm enden lässt. Geplant war eine streng limitierte Auflage von 150 nummerierten und signierten Exemplaren. Das kunstvolle Buch besteht aus vier aufklappbaren Bögen in rot, blau, grün und schwarz. Die von Sonia Delaunay gestalteten Verzierungen auf dem Bogen konnten bis zu einer Größe von 1985 × 356 Millimeter aufgefaltet werden, was beim Aneinanderlegen der aufgefalteten Bücher der Höhe des Eiffelturms gleich gekommen wäre.[22] Tatsächlich sind nur etwa 60 bis 100 Exemplare[23] des Buches erschienen,[24] was sie zu begehrten Kunstobjekten macht, die (Stand 2022) für mehrere hunderttausend Euro gehandelt werden. Cendrars, der mit Delaunay befreundet war, schrieb dazu in seinem Essay Aujourd’hui:[1]

„Sobald ich hinausgehen konnte, begleitete ich Delaunay zum Turm. Hier unsere Reise um den Eiffelturm. Keine bis heute bekannte Kunstformel könnte Anspruch darauf erheben, den Fall Eiffelturm bildnerisch gelöst zu haben. Der Realismus verkleinerte ihn; die alten Gesetze der italienischen Perspektive machten ihn dünner. Der Turm streckte sich über Paris fein wie eine Hutnadel. Wenn wir uns von ihm entfernten, dominierte er über Paris, steif und senkrecht; wenn wir uns ihm näherten, neigte er sich und beugte sich über uns. Gesehen von der ersten Plattform, schraubte er sich nach oben, gesehen von der Spitze, fiel er in sich zusammen. die Beine gespreizt, den Hals eingezogen. Delaunay wollte gleichzeitig Paris um ihn herum wiedergeben, ihn einbauen. […]“

Blaise Cendrars

Eines der 1911 erschaffenen Eiffelturm-Bilder wurde in der BBC-Serie 100 Great Paintings als Meisterwerk behandelt.[25]

Vom 31. August bis zum 18. November 2018 zeigte das Kunsthaus Zürich unter dem Titel Robert Delaunay und Paris die bis dahin umfangreichste Sammlung von Delaunays Werk, die insbesondere seine Beziehung zur Heimatstadt Paris und die zentralen Themen beleuchtete. Dabei wurden auch Bilder seiner bekannten Serie von Eiffelturm-Darstellungen gezeigt.[26]

Einzelnachweise

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  1. a b Ursula Muscheler: Die Nutzlosigkeit des Eiffelturms: Eine etwas andere Architekturgeschichte, Beck 2008, ISBN 978-3-406-57523-5, S. 207.
  2. Ingeborg Bauer: Der Goldene Schnitt. Books on Demand, 2020, ISBN 978-3-7526-7361-6, S. 63.
  3. Dieter Daniels: Kunst als Sendung. Von der Telegrafie zum Internet. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49509-5, S. 113.
  4. Eiffelturm (1909), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  5. Eiffelturm (1909–1910), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  6. La tour aux rideaux (1910), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  7. Tour Eiffel aux arbres (1910), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  8. La Tour Eiffel (1910–1911), Werkbeschreibung, aufgerufen am 30. April 2022.
  9. Eiffelturm (1911), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  10. La Tour Eiffel rouge (1911), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  11. La Tour Rouge, Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  12. La Ville de Paris, Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  13. Kunsthaus Zürich: Anhang zum Antrag um Erteilung einer Rückgabegarantie (PDF; 710 kB), aufgerufen am 20. April 2022.
  14. La Tour Eiffel (1924), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  15. La Tour Eiffel (1924–1926), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  16. La Tour Eiffel (1926), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  17. centrepompidou.fr: La Tour Eiffel (1926), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  18. La Tour Eiffel (1926–1928), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  19. Woolworth Building, No. 31 (1912), Werkbeschreibung, aufgerufen am 20. April 2022.
  20. Lisa Panzera: Italian Futurism and Avant-Garde Painting in the United State. In: Berghaus, Günther (Hrsg.): International Futurism in Arts and Literature, Walter de Gruyter, 2000, ISBN 978-3-11-015681-2, S. 233. (Digitalisat)
  21. Greg Curnoe: A Proposed Referendum and Five Series. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. April 2022; abgerufen am 12. April 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ccca.concordia.ca
  22. Christie’s: Blaise CENDRARS (1887-1961). La Prose du Transsibérien et de la petite Jehanne de France. Couleurs simultanées de Mme Delaunay-Terk. Paris: Éditions des Hommes nouveaux, 1913, aufgerufen am 25. April 2022.
  23. Sonia Delaunay-Terk. La Prose du Transsibérien et de la Petite Jehanne de France (Prose of the Trans-Siberian and of Little Joan of France) 1913, aufgerufen am 25. April 2022.
  24. collections.geneve.ch: La Prose du Transsibérien et de la petite Jehanne de France, Paris, aufgerufen am 20. April 2022.
  25. 100 Meisterwerke, Band 4, Kapitel 10: Art Institute of Chicago.
  26. Kunsthaus Zürich: Jahresbericht 2018, aufgerufen am 20. April 2022.