Kavalierperspektive

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Kavalierperspektive (auch Aufrissaxonometrie, frontalaxonometrischer Riss, Frontalriss, Kabinettperspektive, Kavalierprojektion, Reiterperspektive; englisch: Cavalier projection, französisch: Perspective cavalière) ist eine Perspektiveart, genauer eine Parallelperspektive (Axonometrie). Alle parallelen Linien eines Objektes bleiben im Bild parallel. Die Kavalierperspektive ist eine meist dimetrische, schiefe (schiefwinklige bzw. schräge) Frontalansicht in Parallelperspektive.[1]

Besonderes Kennzeichen ist, dass die Höhen- und Breitenlinien senkrecht bzw. waagerecht und maßstabsgetreu unverkürzt bleiben. Das bedeutet, die Vorderansicht – wie auch alle zur Aufrissebene parallelen Figuren des Objekts oder eine Seitenansicht – bleiben senkrecht bzw. waagerecht und maßstäblich unverzerrt, während der Grundriss gestaucht und verzerrt wird.[2] Die Tiefenlinien (die in die Tiefe gehenden Linien) verlaufen meist im 45-Grad-Winkel zur Waagerechten, aber auch in anderen Winkeln. Oft werden die Tiefenlinien um 50 % (Verzerrungsverhältnis: 1:1: 0,5 = Dimetrie) oder um den Faktor √2 gekürzt (Verzerrungsverhältnis 1:1: 1/√2; Dimetrie, geeignet bei Zeichnungen auf kariertem Papier).[3] Manchmal sind die Tiefenlinien nicht verkürzt (Verzerrungsverhältnis: 1:1:1 = Isometrie), was zu einer Überbetonung der Tiefe führt.

Man verwendet die Kavalierperspektive vor allem dann, wenn das Wesentliche in der Frontalansicht gezeigt werden soll, zum Beispiel bei Häuserfassaden oder einer Zimmerwand.[4] Die Kavalierperspektive ist besonders in architektonischen Zeichnungen, technischen Zeichnungen, im Design und Maschinenbau verbreitet.

Vor- und Nachteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachteil der Kavalierperspektive liegt darin, dass die Darstellung weniger realistisch wirkt, da kein Fluchtpunkt (wie bei der Zentralperspektive) vorhanden ist. Vorteile sind, dass die Konstruktion relativ einfach ist, dass die Frontansicht unverzerrt direkt sichtbar ist und dass Maßverhältnisse leicht ablesbar sind.

Als Kavalier wurde in den Festungen des 18. Jahrhunderts ein erhöhter Punkt (Geschützstellung oder Turm) mit freiem Rundblick in das Vorgelände bezeichnet. Für Darstellungen der von einer solchen Stelle aus wurde die Bezeichnung Kavalierperspektive üblich.[5]

Commons: Kavalierperspektive – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Wolf-Dieter Klix, Heinz Nickel: Darstellende Geometrie. 1. Auflage. Verlag Harri Deutsch, Thun / Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-8171-1116-9, S. 211.
  2. Georg Schaarwächter: Perspektive für Architekten. Verlag Gerd Hatje, Stuttgart 1964, S. 21.
  3. Hans-Joachim Gorski, Susanne Müller-Philipp: Leitfaden Geometrie. Für Studierende der Lehrämter. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer Spektrum. Springer Fachmedien Verlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-06465-5, S. 332–334.
  4. Cornelie Leopold: Geometrische Grundlagen der Architekturdarstellung. Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart / Berlin / Köln 1999, ISBN 3-17-015216-5, S. 71.
  5. Wolf-Dieter Klix, Heinz Nickel: Darstellende Geometrie. 1. Auflage. Verlag Harri Deutsch, Thun / Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-8171-1116-9, S. 211.