Mustafa Khaznadar

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Charles-Philippe Larivière: Mustafa Khaznadar, 1846, Öl auf Leinwand, 140 × 221,5 cm, Institut national du patrimoine, Tunis
Das Stadtpalais Khaznadar in Tunis, es wird heute als Theater genutzt

Mustafa Khaznadar (arabisch: مصطفى خزندار, DMG Muṣṭafā Ḫaznadār), eigentlich Georgios Halkias Stravelakis[1] (griechisch: Γεώργιος Χαλκιάς Στραβελάκης) (* 1817 in Kardamila auf Chios; † 26. Juli 1878 in Tunis) war von 1837 bis 1873 Premierminister (Großwesir) der tunesischen Husainiden mit griechischer Abstammung.

Nachdem sein Vater im Vorfeld des Massakers von Chios 1821 getötet worden war, wurden Giorgios und sein Bruder als Sklaven nach Izmir und Istanbul verschleppt. Er wurde an den Bey von Tunis verkauft. Als am Hof erzogener Mameluck und somit zwangskonvertierter Muslim stieg er innerhalb der königlichen Familie zum zweiten Mann im Staate nach Ahmed Bey auf. 1837 wurde er zum Khaznadar ernannt, die Bezeichnung bedeutet Schatzmeister.[1]

Er erhielt Kalthoum, die Schwester des Monarchen, zur Frau. Nach seiner Heirat wurde er Wazir al-Akbar, war dem Titel eines Premierministers entsprach. Er war der erste Träger dieses Titels und gleichzeitig Innenminister, Außenminister und Finanzminister. Sein Stadtpalais, der Khaznadar Palast in Halfaouine, in Tunis wurde von italienischen Fachleuten gebaut. Das Gebäude bot Khaznadar einen Rundumblick über Tunis und den Hafen mit seinem Schiffsverkehr.[1]

Seine Zeit als Großwesir des Landes ist geprägt von Korruption, die er zum Teil selbst organisierte. Gleichzeitig hatte die Bevölkerung eine hohe Steuerlast zu tragen, was 1854 zu einem Volksaufstand führte. Wegen der finanziellen Unterlassungen wurde eine internationale Untersuchungskommission ab 1869 unter der Leitung seines Schwiegersohns Kheireddine Pascha (Hayreddin Pascha) eingesetzt. Khaznadar wurde im Oktober 1873 entmachtet. Kheireddine übernahm die Regierungsgeschäfte am 22. Oktober 1873. Den Vater seiner Frau Jeannette ließ dieser auf Anweisung des Bey im Palast für die restlichen fünf Jahre seines Lebens unter Hausarrest stellen, seine Güter enteignete er. Die Bevölkerung reagierte positiv auf die Entscheidung und feierte den Abgang des Ministers mit Pferderennen und anderen Vergnügungen. Dem Nachfolger gelang es bis im Juli 1877 jedoch nicht, die finanzielle Situation zu verbessern.[1]

In Tunis ist eine Straße nach ihm benannt.[2]

Einzelnachweise

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  1. a b c d Jamila Binous: Houses of the Medina – Tunis. Photographs by Salah Jabeur, translated by Anne-Marie Ward Driss. Dar Ashraf Editions, Tunis 2003, ISBN 9973-755-14-6, S. 24, 140–148.
  2. Index Kc-Kj. rulers.org, abgerufen am 19. August 2024.