Reistingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reistingen
Gemeinde Ziertheim
Koordinaten: 48° 41′ N, 10° 25′ OKoordinaten: 48° 40′ 39″ N, 10° 24′ 43″ O
Höhe: 495 m
Einwohner: 200 (2018)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 89446
Vorwahl: 09076
Pfarrkirche St. Vitus
Pfarrkirche St. Vitus

Reistingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Ziertheim im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau.

Reistingen von Südwesten

Das Pfarrdorf liegt drei Kilometer nordöstlich von Ziertheim am Hang über dem Lohgraben, einem linksseitigen Zufluss der Egau. Die Gemarkung des Ortes grenzt an das Bundesland Baden-Württemberg, der höchste Punkt ist der Erzberg mit 569 Meter. Die Kreisstraße DLG 9 führt durch Reistingen in Richtung Eglingen.

Bodenfunde stammen aus der Mittel- und Jungsteinzeit sowie der Urnenfelderzeit. Die Kelten verhütteten hier Erze und errichteten auf dem kegelartigen Berg eine Befestigungsanlage. Eine Römerstraße führte von Faimingen kommend durch die Gemarkung nach Oberdorf am Ipf.

Reistingen wurde erstmals 1164 erwähnt. Damals stiftete Adilbert II., ein Sohn des Grafen von Kyburg-Dillingen, das Kloster Reistingen, ein Benediktinerinnenkloster, das kurze Zeit später in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde. Das Schutzvogteirecht ging 1259 durch Tausch an das Hochstift Augsburg. Das Stift wurde 1450 in das Hochstift eingegliedert, das nun die Niedergerichtsbarkeit ausübte. Die Hochgerichtsbarkeit besaß das Herzogtum Bayern als Nachfolger der Grafschaft Dillingen. Mit dem Landgericht Höchstädt, zu dem Reistingen seit dem Mittelalter gehörte, kam der Ort 1505 an Pfalz-Neuburg.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden sieben Höfe und zahlreiche weitere Gebäudeteile zerstört. Ein Ortsbrand im Jahr 1737 vernichtete 23 Gebäude nahezu vollständig.

1783 kam Reistingen an das Hochstift Augsburg mit allen Rechten. Bis 1788 unterstand es dem Rentamt Dillingen und ab 1789 dem neu geschaffenen Pflegamt Wittislingen. Im Zuge der Säkularisation kam der Ort 1803 zu Bayern und wurde dem Landgericht Dillingen zugeteilt.

Luftbild von Reistingen um ca. 1919

Die heutige Gemeinde Ziertheim wurde im Zuge der Gemeindegebietsreform am 1. Mai 1978 aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Dattenhausen, Ziertheim und Reistingen gebildet.[2]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einwohnerentwicklung von Reistingen
Jahr Einwohnerzahl
1871 293[3]
1925 233[3]
1939 258[4]
1950 411[3]
1961 278[2]
1970 230[2]
1987 191[3]
2018 200[1]

Die Einwohnerentwicklung von Reistingen zeigt über die Jahre deutliche Schwankungen. Im Jahr 1871 betrug die Bevölkerung 293 Einwohner und blieb bis nach dem Ersten Weltkrieg relativ konstant. Ein leichter Rückgang ist erstmals bis 1925 zu verzeichnen, als die Einwohnerzahl auf 233 sank. 1939 stieg die Zahl wieder auf 258 an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es einen signifikanten Anstieg auf 411 Einwohner im Jahr 1950, was auf die Ansiedlung vieler Heimatvertriebener zurückzuführen ist. In den folgenden Jahrzehnten ging die Einwohnerzahl jedoch wieder kontinuierlich zurück, erreichte 1961 nur noch 278 und sank bis 1987 auf 191.[4] Im Februar 2018 lag die Einwohnerzahl bei 200.[1]

Reistingen ist Sitz einer alten Pfarrei. Die ehemalige Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert, die zugleich als Pfarrkirche diente, war zunächst dem Apostel Petrus geweiht. Der hl. Vitus wurde als Mitpatron verehrt. 1760 schenkte der Pfarrer von Donaualtheim der Kirche eine Reliquie des hl. Vitus, der zu den Vierzehn Nothelfern gerechnet wird. Seitdem wird die Kirche als St. Vitus bezeichnet.

Siehe: Liste der Baudenkmäler in Reistingen

Bodendenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Bodendenkmäler in Ziertheim

  • Georg Wörishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Städte, Märkte und Gemeinden. In: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Herausgegeben vom Landkreis Dillingen an der Donau, 3. neu bearbeitete Auflage, Dillingen an der Donau 2005, S. 430–433.
Commons: Reistingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Zahlen und Fakten auf reistingen.com, abgerufen am 3. August 2024.
  2. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 771.
  3. a b c d Eintrag zu Reistingen bei bavarikon.de, abgerufen am 3. August 2024.
  4. a b Ortsgeschichte Reisingen, abgerufen am 3. August 2024.