Guano Islands Act

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Das Guano Islands Act wurde vom Kongress der Vereinigten Staaten am 18. August 1856 verabschiedet. Dieses nach wie vor gültige Bundesgesetz besagt, dass eine unbewohnte und von niemandem beanspruchte Insel, auf der es eine bestimmte Sorte von abbauwürdigen Vogelexkrementen (Guano) gibt, zum Staatsgebiet der Vereinigten Staaten gehört, wenn sie von einem US-Bürger entdeckt und in Besitz genommen wird. Der Entdecker selbst und seine Rechtsnachfolger erlangen exklusive Abbau- und Verkaufsrechte an den Guano-Vorkommen.

Voraussetzung ist, dass

  1. die Insel unbewohnt ist,
  2. nicht zum Staatsgebiet einer anderen Nation gehört und dass
  3. der amerikanische Bürger in friedlicher Art und Weise von der Insel Besitz nimmt.

“Whenever any citizen of the United States discovers a deposit of guano on any island, rock, or key, not within the lawful jurisdiction of any other government, and not occupied by the citizens of any other government, and takes peaceable possession thereof […]”

Im frühen 19. Jahrhundert erlangte Guano (Quechua-Ausdruck für Vogelexkremente) als Dünger große Bedeutung in der Landwirtschaft. Um 1840 bereiste der amerikanische Walfänger Benjamin Morrel die Pinguininseln vor der Küste Südwestafrikas, konnte jedoch trotz seines 1844 veröffentlichten Buches Geschichte einer Reise zu den südlichen und westlichen Küsten Afrikas und des darin geschilderten Guano-Reichtums keine Investoren für einen Abbau finden. 1855 erfuhr die amerikanische Landwirtschaft von großen Guano-Reserven im Pazifischen Ozean; kurz darauf wurde das Guano Islands Act erlassen. Dieses Gesetz diente allerdings auch dazu, den amerikanischen Einflussbereich zu vergrößern.

Mehr als fünfzig Inseln wurden auf diese Weise unter der zusammenfassenden Bezeichnung United States Minor Outlying Islands zum Staatsgebiet der USA hinzugefügt. Von diesen immer noch unter US-Kontrolle sind Baker Island, Jarvis Island, Howland Island, das Kingmanriff, das Johnston-Atoll und die Midwayinseln.

Navassa Island ist heute ein Naturschutzgebiet und wird seit 1999 vom United States Fish and Wildlife Service verwaltet.[1] Der völkerrechtliche Streit mit Haiti dauert aber noch an.[2] 1971 wurde der Konflikt um die Schwaneninseln,[3] die von Christoph Kolumbus entdeckt worden waren, zugunsten von Honduras beigelegt. Aufgrund des Guano Island Acts beanspruchen einige US-Bürger, aber auch Frankreich und Mexiko, den Besitz der Clipperton-Insel.[4]

Insel Region Synonym Status Lösung der U.S.-Ansprüche[5] -->
Alto Velo Island Karibisches Meer Alta Vela Island; Isla Alto Velo Dominikanische Republik Abgelehnt; siehe Alto Velo Claim.
Atafu Ozeanien Duke of York Group Tokelau Vertrag von Tokehega
Bajo Nuevo Bank Karibisches Meer Petrel Islands umstritten Heute Uninkorporiertes Gebiet der USA.
De facto administriert durch Kolumbien; zudem Gebietsansprüche durch Jamaika und Nicaragua.
Baker Island Ozeanien New Nantucket US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Birnie Island Ozeanien Kiribati Vertrag von Tarawa
Butaritari Ozeanien Makin Atoll, Makin Island, Touching Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Caroline Island Ozeanien Millennium Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Carondelet Reef Ozeanien Kiribati Vertrag von Tarawa
Clipperton Island Pazifik Passion Island France vertraglich zwischen Mexiko und Frankreich geregelt; danach dennoch von Mexiko beansprucht.
Ducie Island Ozeanien Britische Überseegebiete ruhend. Verwaltung durch Pitcairn Islands.
Enderbury Island Ozeanien Guano Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Fakaofo Ozeanien Bowditch Island Tokelau Vertrag von Tokehega
Flint Island Ozeanien Kiribati Vertrag von Tarawa
French Frigate Shoals Ozeanien Kānemilohaʻi Hawaii zunächst beansprucht mit Newlands Resolution
(1898); 1959 zum Bundesstaat Hawaii.
Funafuti Ozeanien Tuvalu Vertrag von 1983
Howland Island Ozeanien Worth Island US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Isla de Aves Karibisches Meer Isla de Aves Venezuela maritimer Grenzvertrag
Îles du Connétable Atlantik Constable Islands Frankreich Widerrufen. Verwaltung durch Französisch-Guayana.
Jarvis Island Ozeanien Bunker Island US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Johnston Atoll Ozeanien US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Kanton Island Ozeanien Canton Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Kingman Reef Ozeanien Danger Rock US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Kiritimati Ozeanien Christmas Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Lacepede Islands Ozeanien Lacapade Islands Australien Ansprucherhebung ab 26. Juni 1876; von der US-Regierung 1877 abgelehnt.
Makin (Inselgruppe) Ozeanien Little Makin Kiribati Vertrag von Tarawa
Malden Island Ozeanien Independence Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Manihiki Ozeanien Island of Pearls Cook Islands Cook Islands–United States Maritime Boundary Treaty
Manra Ozeanien Sydney Island Kiribati Vertrag von Tarawa
McKean Island Ozeanien Wigram Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Midway Atoll Ozeanien Middlebrook Islands US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA
Minami-Tori-shima Ozeanien Marcus Island Japan 1968 an Japan (zuvor an USA gem. Friedensvertrag von San Francisco)
Navassa Island Karibisches Meer Navaza umstritten
Nikumaroro Ozeanien Gardner Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Niulakita Ozeanien Sophia Island Tuvalu TuvaluUS-Vertrag von 1983
Nukufetau Ozeanien Tuvalu Vertrag von 1983
Nukulaelae Ozeanien Tuvalu Vertrag von 1983
Nukunonu Ozeanien Duke of Clarence Island Tokelau Vertrag von Tokehega
Orona Ozeanien Hull Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Palmyra-Atoll Ozeanien US Minor Islands Uninkorporiertes Gebiet der USA.[6] Annexion Hawaiis (1898)
Penrhyn Island Ozeanien Tongareva Cook Islands Maritimer Grenzvertrag
Pukapuka Ozeanien San Bernardo Island Cook Islands Maritimer Grenzvertrag
Quita Sueño Bank Karibisches Meer Quitasueño Kolumbien Vásquez–Saccio-Vertrag von 1972
Rakahanga Ozeanien Grand Duke Alexander Island Cook Islands Martitimer Grenzvertrag
Rawaki Island Ozeanien Phoenix Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Roncador Bank Karibisches Meer Kolumbien Vásquez–Saccio Vertrag von 1972
Rosalind Bank Karibisches Meer Rosa Linda Bank Disputed Ausschließliche Wirtschaftszone mehrerer Nationen.
Der kolumbianisch-amerikanische Vásquez–Saccio-Vertrag von 1972 erwähnt diese Entität nicht.
Verwaltet durch Kolumbien; beansprucht von Nicaragua, Honduras, Vereinigte Staaten und Jamaika.
Scorpion Reef Golf von Mexiko Arrecife Alacranes (Isla Pérez, Isla Chica, Isla Pájaros) Mexiko aufgegeben 1894
Serrana Bank Karibisches Meer Kolumbien Vásquez–Saccio-Vertrag von 1972
Serranilla-Bank Karibisches Meer umstritten Heute Uninkorporiertes Gebiet der USA. Kolumbien und Jamaika einigten sich auf ein Kondominium auf das Außenwirtschaftsgebiet Serranilla; zudem erhebt Nicaragua Gebietsansprüche.
Starbuck Island Ozeanien Volunteer Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Swains Island[7] Ozeanien Olohega, Olosega, Quirós, Isla de la Gente Hermosa, Jennings Island American Samoa Vertrag von Tokehega
Islas del Cisnes Karibisches Meer Islas Santanilla Honduras Grenzvertrag von 1972
Tabuaeran Ozeanien Fanning Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Teraina Ozeanien Washington Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Vostok Island Ozeanien Staver Island Kiribati Vertrag von Tarawa
Winslow Reef Ozeanien Kiribati Vertrag von Tarawa

Einzelnachweise

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  1. Navassa Island U.S. Departement of the Interior, Website abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
  2. Michaelle Pierre: Haiti's claim over Navassa Island : a case study World Maritime University Dissertations 2014 (englisch).
  3. Tom Henderson Wells: The Swan Islands Dispute. In: Journal of Inter-American Studies. Band 6, Nr. 1, 1964, S. 57–68, JSTOR:164929, (englisch).
  4. Jon M. Van Dyke: The Status of Clipperton Atoll Under International Law, and the Right to Fish in Its Surrounding Waters (PDF) 15. Mai 2006 (englisch).
  5. Formerly Disputed Islands. Office of Insular Affairs, 11. Januar 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2007; abgerufen am 9. September 2009.
  6. History: Under the American Flag. Office of Insular Affairs, 30. Januar 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Januar 2012; abgerufen am 9. September 2009.
  7. Jimmy M. Skaggs: The Great Guano Rush: Entrepreneurs and American Overseas Expansion. St. Martin’s Press, New York 1994, ISBN 0-312-10316-6, S. 213.