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TBHB 1943-07-27

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-07-27
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Dienstag, den 27. Juli 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 27. Juli 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-07-27 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 27. Juli 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Dienstag, den 27. Juli 1943.     

[1]      Gestern Nachmittag war P. Dubis im Geschäft, er war schon am Montag Abend eingetroffen. Heute morgen zelebrierte er. Nachher begrüßten wir Erzpriester Feige, der gestern Abend angekommen ist. Er war überaus herzlich, er ist wirklich ein prächtiger Mann.

     Inzwischen sind die Aufrufe des Königs v. Italien u. des Marschals Badoglio in der Zeitung erschienen. Der König hat den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht übernommen. Die ganzen Nachrichten werden äußerst kurz behandelt u. es wird nur gesagt, daß für den Rücktritt Mussolinis, „wahrscheinlich“ Gründe der Gesundheit vorliegen. Irgend welche weiteren Kommentare sind nicht erschienen. Um so niederschmetternder ist die Wirkung auf das Publikum. So weit sie als Nazis bekannt waren, sind diese Leute ganz aus dem Häuschen, die anderen sind voller Hoffnungen, wenngleich sich auch jedermann darüber klar ist, daß wir sehr bitteren Zeiten entgegengehen.

     Aus Hamburg hört man nichts. Spangenberg sagt mir, daß gestern sehr viele Leute abgereist seien, aber es heißt, daß die Leute nicht nach Hamburg hineingelassen werden u. daß niemand herausgelassen wird. Eine telephonische Verbindung ist nicht zu bekommen. Um so haltloser sind die Gerüchte. Man spricht von 1400 Flugzeugen, die den Angriff durchgeführt haben sollen. Jedenfalls erklärte gestern der Heeresbericht, daß 61 Flugzeuge abgeschossen worden seien, – es müssen also sehr viele gewesen sein.

     Die Flieger, die am Sonntag hier waren, haben Brandbomben geworfen, doch sind diese infolge des sehr starken Windes, der zu dieser Zeit grade herrschte, in den Bodden gefallen. Spangenberg will gesehen haben, daß sie auf dem Wasser gebrannt haben. Möglicherweise haben diese Brandbomben der Batterie gegolten. Wenn sie getroffen hätten, dann wäre bei dem starken Winde ganz Althagen vernichtet worden. Es ist wie ein Wunder, denn kurz vor dem Angriff war es noch fast Windstill u. später flaute der Wind wieder ab. – Der Dampfer Ribnitz-Wustrow hat den Betrieb wieder eingestellt, weil Gefahr besteht, daß auch Minen geworfen sind, was indessen unwahrscheinlich ist.

     Nach den letzten, heutigen Nachrichten herrscht in ganz Italien Belagerungszustand, d. h. Ausgehverbot vom Abend bis zum Morgen, niemand darf außerhalb seiner Wohnung sein [2] Es ist verboten, daß mehr als drei Personen sich in der Oeffentlichkeit oder in geschlossenen Räumen versammeln oder überhaupt miteinander reden. Jeder, der seine Wohnung verläßt, muß Ausweispapiere bei sich tragen, alle Haustüren müssen Tag u. Nacht geöffnet bleiben, alle Fenster müssen vom Abend bis zum Morgen geschlossen bleiben, – eine Maßnahme, die in Italien bei dem diesjährigen heißen Sommer fast unerträglich sein dürfte. – Nun, dergleichen wird bei uns ja auch bald geschehen. Die Namen der neuen Regierung sind ebenfalls bekannt gegeben worden, sie sind mir sämtlich unbekannt, jedenfalls ist kein Fascist darunter. Ob der König sich damit retten wird, dürfte indessen zweifelhaft sein. Diese Regierung ist, wie stets in solchen Fällen, nur ein Uebergang.

     Gestern haben sie Hannover bei Tage angegriffen, auch Hamburg. Es hat wieder schwere Verluste gegeben. Diese Angriffswelle nähert sich nun immer mehr Berlin. Auch für Rostock wird wieder gefürchtet. Die Batterie hat über Mittag wieder Alarm gegeben, ich hörte die Flieger gegen zwei Uhr. Der Statthalter von Mecklenburg, Gauleiter Hildebrandt, hat gestern sämtliche Mecklenburgischen Bonzen zusammengetrommelt, um, wie es heißt, „ein glühendes Treuebekenntnis zum Führer“ abzugeben. Nun beginnen diese Leute ernstlich Angst um ihre Futterkrippen zu bekommen.